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und unter wechselseitiger Rückgabe des während der Fehde gegenseitig
Weggenommenen, für alles Geschehene Urfehde zu schwören, d. h.
eine allgemeine Amnestie zu erlassen. Dieser Vertrag solle von dem
Markgrafen nicht nur dem Landesding zu Kolmen und Schköhlen,
sondern sogar den Reichsständen zur Bestätigung vorgelegt werden;
überdies hatte er 50 Bürgen zu stellen, die in Halle bei Verletzung
des Vertrages interniert werden sollten. — Nun beweist eine vom
26. Oktober 1216 ausgestellte Urkunde König Friedrichs II daß er
um diese Zeit in der Stadt Leipzig weilte, die sich ihm ergeben
hatte. Er aber stellte die Stadt dem Markgrafen zurück und der
urkundete daselbst am 7. März 1217. Doch damit hatte der Streit
noch kein Ende. Denn der Sühnevertrag vom 20. Juli beraubte
Dietrich fast gänzlich seiner Hoheitsrechte über die Stadt. Er ver-
ständigte sich deshalb mit König Friedrich, der im Herbste 1217 wieder
nach Sachsen zur Bekämpfung des in Braunschweig eingeschlossenen
Otto IV. gekommen war. Im November 1217 zog er auch in Leipzig
ein, begleitet vom Markgrafen Dietrich, dem jedoch die Leipziger ein
hrößeres Gefolge mitzubringen nicht gestatteten. Aber Dietrich hatte
diesen Fall vorgesehen und seine Ritter angewiesen, sich allmählich
durch verschiedene Thore in die Stadt einzuschleichen und sich in ihren
Herbergen verborgen zu halten. Auf ein verabredetes Zeichen ver-
sicherte sich jeder Ritter der Person seines Wirtes und legte Beschlag
auf dessen Habe. Ein Warnungsruf und ein Zeichen zur Vereinigung
wider die Eindringlinge war dadurch unmöglich gemacht, daß der
vorsichtige Markgraf den Klöppel aus der Sturmglocke hatte entfernen
lassen. So vollzog sich die Wiederunterwerfung der Stadt, und zwar
ohne Raub und Blutvergießen. Ein Teil ihrer Freiheiten ging
der Stadt verloren, die Mauern wurden niedergelegt und entgegen
dem 1216 gegebenen Versprechen drei Zwingburgen angelegt. Die
eine kam an die Stelle des späteren Ranstädter Thores und machte
dann dem Barfüßerkloster Platz, die zweite an das Grimmaische Thor,
wo sich später das Dominikanerkloster befand, heute Augusteum und
Paulinum, die dritte endlich stand an der Stelle der heutigen Pleißen=
burg, die aber in der den älteren Leipzigern noch erinnerlichen Ge-
stalt erst im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Nach Wiederherstellung
der landesfürstlichen Autorität schritt auch der Ausbau des Thomas-