Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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fangenen ohne Lösegeld freizugeben versprach. Dadurch bekam Hein- 
rich freie Hand, dem Polenherzog Heinrich gegen seinen Bruder 
Boleslav und dessen Verbündete, den Erzbischof von Magdeburg und 
den Markgrafen von Brandenburg beizustehen. Er erhielt dafür 
Schiedlo zur Belohnung, das zur Niederlausitz geschlagen wurde. 
Auch Sophia schien sich in die gegebenen Verhältnisse fügen zu wollen. 
Aber der Umstand, daß sich Heinrich 1252 vom Könige Wilhelm, der 
nach Heinrich Raspes Tode als Gegenkönig aufgestellt worden war, 
mit den Lehen des verstorbenen Landgrafen hatte belehnen lassen, 
daß ihm ferner, nachdem er ihn vom Bann gelöst hatte, während 
Sophia noch darin verblieb, der Erzbischof von Magdeburg im Mai 
1254 die stiftischen Lehen der Landgrafschaft Thüringen, unter denen 
besonders Siebeleben, Schönerstädt, die Grafschaft Mittelhausen, das 
Schloß Spatenberg und ein Hof in Crossen genannt werden, das alles 
machte Sophia für die Rechte ihres Sohnes besorgt; zu dem in Aus- 
sicht genommenen Schiedsgericht hatte sie kein rechtes Zutrauen und so 
hob sie wenigstens für Hessen die 1248 vereinbarte Verwaltung des 
Markgrafen einseitig auf, der aber in Hessen Gudensberg behielt und 
auch die Wartburg nebst Eisenach nicht herausgeben wollte. Da lud 
Sophia, überzeugt, daß so die Wahrheit des Besitzrechtes zweifellos 
an den Tag kommen müsse, den Gegner zu einer Art Gottesurteil 
nach der Katharinenkirche in Eisenach, wo Heinrich Naspe seine 
letzte Ruhestätte gefunden. Da legte sie auf den Altar eine Rippe 
ihrer Mutter, der heiligen Elisabeth, und hieß ihn, wenn er es könne, 
mit zwanzig Eideshelfern sein besseres Anrecht auf Thüringen mit 
der Hand auf der Rippe beschwören. Ohne die geringste Erschütterung 
zu zeigen, ja lachenden Mundes leistete er und mit ihm die zwanzig 
den verlangten Eid; freilich nützte er ihm nichts, denn Sophia, die 
vor Arger und Erregung ihre Handschuhe zerriß, erklärte, an die 
Wahrheit des Eides nicht glauben zu können. Ging doch ein Wort 
des einflußreichen Rates Heinrichs, des Marschalls Helwig von 
Schlotheim, von Mund zu Munde, der zum Landgrafen gesagt haben 
sollte: „Wenn er mit dem einen Fuße im Himmel und mit dem an- 
deren auf der Wartburg stände, so müsse er lieber jenen als diesen 
wegziehen.“ Heinrich aber, dessen Anwesenheit in Meißen notwendig 
war, ließ für die folgende Zeit seinen Sohn Albrecht und seinen
	        
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