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der Parteien desselben), muß die Welt auf alles sich gefaßt machen. „Das
eben ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend immer Böses muß
gebären.“ — Nur Verblendete können einer Fahne folgen, die nicht ohne
Absicht die blutige Farbe des Aufstandes und der Empörung zeigt. Wer
nachdenkt, muß und wird finden, daß Anarchie und Atheismus die auf—
gegangene Drachensaat systematischer Aufhetzung und Gottentfremdung ist.
Gott aber läßt sich nicht spotten, also: Irret Euch nicht!
Warnende Stimmen, wie z. B. die des Abgeordneten von Kröcher in
der Reichstagssitzung vom 20. Januar 1900 haben nur zu recht, wenn
sie auffordern, vor einer falschen Vertrauensseligkeit auf der Hut zu sein,
vor der einschläfernden falschen Annahme, die Sozialdemokratie sei eine
vorübergehende Erscheinung. Mit Recht stellte Herr von Kröcher dem
gegenüber: „freilich sei schließlich alles Erdenwerk vorübergehend, die fran—
zösische Revolution sei auch vorübergegangen.“
Wahrhaftig, nicht oft und nicht laut genug kann es betont werden, in
wie hohem Maße es die heilige Pflicht eines jeden Vaterlandsfreundes ist,
sich am festen, geschlossenen Entgegentreten gegen alles das zu beteiligen,
was jenen verderblichen Plänen Vorschub leistet; gegen alle die, welche —
sei es als wilde, sei es vorerst nur als „zahme“ — Revolutionäre auf-
treten. Es ist dies die Pflicht eines jeden Menschen, der sich nicht mit
Wegleugnung alles Edlen in ihm unter die Würde stellt, die ihm von
Gott gegeben worden, der nur einigermaßen Kenntnis von der Geschichte
des Menschengeschlechtes hat und der die Segnungen von Kultur und Ge-
sittung als Wohltat empfindet. Es ist auch ebensolche Pflicht und dient auf
indirekte Weise nicht minder wirksam gegen die Überflutung des Landes durch
die schlimmsten, die inneren Feinde, allenthalben Aufklärung darüber zu
verbreiten, um was es sich bei Bekämpfung von Anarchie und Sozial-
demokratie handelt; welche hohen geistigen Güter unserer gesamten Kulturwelt
im allgemeinen, wie unseres deutschen, unseres sächsischen Volkes im be-
sonderen, unserer Familien und unserer Ehen wie unserer Personen, unserer
Gegenwart und Zukunft hier auf dem Spiele stehen. Ja es ist absolut
gefährlich, es kann sogar unter Umständen geradezu verbrecherisch wirken,
wenn Personen wie Organe sich nur auf die bloße Abwehr der gegen Staat
und Ordnung geführten Angriffe beschränken, anstatt mit fester Energie offensiv
gegen Feinde vorzugehen, welche ihrerseits keine Schonung kennen, vielmehr
offen aussprechen, daß es ihnen niemals einfallen werde, solche walten zu
lassen. Wolle man doch allerorten und bevor es zu spät ist, bedenken, daß
die merkwürdige Duldsamkeit, deren selbst die erklärten Revolutionäre sich
erfreuen, nur Verwirrung anrichtet, denn sie ist nur zu sehr geeignet, in
den Massen die falsche Vorstellung zu erwecken, als sei es ganz gleichgültig,
ob man Recht und Gesetze beobachte oder staatsfeindliche Ziele verfolge.
An gutem Willen, aufzutreten gegen die drohende Gefahr, fehlt es in
Sachsen nicht. Im Gegenteil können alle Bundesstaaten sich an dem Ver-
halten der sächsischen Regierung (selbst wenn einzelne Mißgriffe gemacht