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Getreuen nicht umkommen zu lassen, räumte Friedrich Meißen dem
Könige, der nun an seiner Statt unumschränkt im Lande gebot, während
der Markgraf von einem einzigen Diener begleitet mit ein paar Pfer-
den im Lande flüchtig herumzog, ja schließlich selbst Diener und Pferde
sein lassen und sich oft seinen Unterhalt erbetteln mußte.
Einst, so erzahlt die spätere Sage, trieb er selbst bitteren Spott
mit seiner Hilfsbedürftigkeit. Er traf auf einen Hirten, der auf ein-
samem Felde seine Herde weidete und sprach zu ihm: „Ich bitte Dich,
strecke Deine Hand aus und fange mich.“ Der Hirte that, um was
ihn der Unbekannte bat, ergriff einen Zipfel seines Kleides und hielt
ihn, wie man einen Gefangenen zu halten pflegt. Da sagte der
Markgraf: „Jetzt erzähle allen, daß Du den Markgrafen von Meißen
als Gefangenen gehalten hast.“ Darob erschrak der Hirte und ließ
ihn unter Entschuldigungen wieder frei, erzählte dann aber allen, was
ihm begegnet war. — Auf ähnliche Art kam er auch 1298 uner-
kannterweise und nur von einem einzigen Diener begleitet in eine
Schmelzhütte bei Freiberg, als eben ein Freiberger Bürger, namens
Haberberger, einen starken Blick Silber abgetrieben hatte. Als er
nun gefragt habe, so erzählt der alte Freiberger Chronist Andreas
Moller, wem so viel Silber zustände und darüber Bericht empfangen
hatte, führte er den Haberberger vor die Hütte, gab sich ihm zu er-
kennen und bat ihn um einstweilige Überlassung des Silbers. Der
gab ihm nicht nur das, sondern bat ihn, nach ein paar Tagen noch
einmal wieder zu kommen, er werde dann noch viel mehr Silber bereit
haben. Und da auch andere Bürger im Geheimen zusteuerten, so ge-
lang es dem Markgrafen, neues Kriegsvolk zu werben und allgemach
seine Lande wieder zu gewinnen.
Nach der Einnahme Freibergs verweilte König Adolf dort noch
einige Zeit und bestellte für den Fall seiner Abwesenheit seinen Vetter
Heinrich von Nassau zum Statthalter. Im Lande selbst hatte er auch
Anhang erworben: die Vögte von Plauen, deren einer über das
Pleißnerland gesetzt war, erhielten von ihm das Schloß Hirschberg
bei Freiberg unter dem 20. März 1296 verpfändet, gleichermaßen die
Burggrafen von Meißen, Leisnig, Colditz und Waldenburg einen An-
teil an den Bergwerken von Freiberg. Soweit die Überlieferung
einen Schluß ziehen läßt, hingen also die kleinen Leute, die Bürger