Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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der Städte und die Bauern auf dem Lande an ihrem angestammten 
Herren fest, während die Großen des Landes aus der neuen politischen 
Konjunktur Kapital schlugen. — Das Osterfest beging König Adolf 
noch in Freiberg, dann wandte er sich nach Altenburg und von da 
aus südwärts nach dem Erzgebirge; dort galt es eine Zusammenkunft 
mit dem Böhmenkönig Wenzel abzuhalten; sie fand zu Grünhain bei 
Annaberg um die Mitte April statt. Diese Zusammenkunst war des- 
halb von Wichtigkeit, weil ja Adolf in betreff Meißens von vornherein 
dem Böhmenkönige gegenüber bindende Verpflichtungen eingegangen 
war; wie weit die darauf bezüglichen Verhandlungen zu einem Ergebnis 
führten, ist nicht zu ersehen; doch wird wohl der Böhmenkönig kaum 
allzurosige Hoffnungen gehegt haben können; seine bald zu Tage 
tretende Haltung bestätigte es. Auch der Mainzer Erzbischof hatte 
keine besondere Ursache, mit seinem Schützling sehr zufrieden zu 
sein. Denn auch in Thüringen, wohin Adolf vom Erzgebirge weg 
zog, wußte er sich ganz gut heimisch zu machen. Eine Anzahl ange- 
sehener Namen finden sich unter seinem Anhang, so die Grafen von 
Orlamünde, Beichlingen, Käfernburg, Schwarzburg, Rabinswalde u. a. m. 
Doch auch Diezmann zählte einige Getreue, die es sogar wagten, am 
Sonntage vor Mittfasten über die Königlichen bei Eschenberge, nördlich 
von Gotha, herzufallen; sie brachten ihnen thatsächlich eine Schlappe 
bei, nur daß dieser kleine Erfolg am ganzen Zustande nichts änderte. 
Nach kurzem nochmaligen Aufenthalte im Meißnischen zog der König 
über Eisenach nach Frankfurt, wohin er einen Reichstag berufen hatte. 
Das Andenken, das er in Thüringen und Meißen hinterlassen hat, 
war kein rühmliches; die Erinnerung an das segensreiche Walten des 
Königs Rudolf war noch zu frisch. 
Es ist schon angedeutet worden, daß weder der Böhmenkönig 
noch der Erzbischof von Mainz sich durch Adolfs innere Politik be- 
friedigt fühlten. So wandten sie sich dem alten Gegner des Nassauers 
zu, dem Erzherzog Albrecht von Österreich. Der Habsburger mußte 
das Oberhaupt aller Gegner Adolfs werden. Auch in der äußeren 
Politik traten sie sich feindlich gegenüber. Wir wissen, daß sich 
Adolf gegen eine ganz respektable Summe als Bundesgenosse des 
englischen Königs Eduard hatte anwerben lassen; die thüringisch-meiß- 
nische Unternehmung zog ihn von diesem Kampfe ab, in dem er sich
	        
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