Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

erst spätere Überlieferung ist, 
Markgraf Friedrich mit dem 
Kinde und dessen Amme, nur 
von zehn seiner Getreuen be- 
gleitet, nächtlichertveile auf ver- 
schwiegenen Pfaden von der 
Burg durch die Aufstellungen 
der Feinde. Aber o weh! Die 
Kleine bekam Hunger und schrie 
und ließ sich nicht beschwich- 
tigen, obwohl die Feinde, da- 
durch aufmerksam gemacht, die 
Verfolgung begannen. Da 
sprach die Amme: „Herr, es 
schweiget nicht, wenn es nicht 
saugen darf.“ Da hieß der 
Graf die Seinen halten und 
sprach: „Meine Tochter soll 
dessen um dieser Jagd willen 
nicht entbehren und sollte es 
das Thüringer Land kosten!"“ 
Und hielt mit dem Kinde 
und setzte sich mit den Sei- 
nen zur Wehr, bis seine 
Tochter wohlversorgt und ge- 
nähret war. Dann aber wur- 
den die Kaiserlichen wiederum 
geschlagen und ihr Feldhaupt- 
mann sogar gefangen ge- 
nommen. 
361 — 
  
Markgraf Otto IV. von Branden- 
burg „mit dem Pfeile“. 
Darstellung aus der Manesseschen Lieder- 
handschrift in der Universitätsbibliothek zu 
Heidelberg. ca. 1300. 
Der Markgraf trägt ein purpurrotes, 
pelzgefüttertes Ubergewand (Kappe, Warkus. 
Schapperun) mit goldenem Saum am Hals- 
ausschnitt und den Armlöchern; das Unter- 
gewand (Suklenie) ist grün, die Mütze rot. 
Er ist in jugendlichem Alter dargestellt, 
mit seiner Gattin Schach spielend; in der 
Linken hält er einen Rochen (Turm). 
Des Königs Albrecht Kriegszug aber ward durch ein Ereignis 
aufgeschoben, das seine Macht zunächst nach einer anderen Seite hin 
vergrößerte. Am 4. August 1306 wurde auf einem Kriegszug nach 
Schlesien Wenzel III. ermordet, und dieser Todesfall rief den König 
nach Böhmen, wo es ihm gelang, im Oktober des genannten Jahres 
die Wahl seines Sohnes Rudolf zum Nachfolger Wenzels durchzusetzen.
	        
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