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und da, wie der Kaiser bei dieser Gelegenheit hörte, die Stadt noch
keinen Namen gehabt hätte, habe er sich im Scherz um einen solchen
an seine Frau gewandt, die in Verlegenheit geantwortet habe: „O
Schatz, ach wie —“; sofort habe der Kaiser die beiden ersten Worte
zusammengezogen und somit der Stadr den zur Vollendung des
Ganzen einzig noch fehlenden Namen gegeben. Zittau ist zitava,
Gctreideland, Lommatzsch, von lamass, Steine brechen, als Ort des
Steinbruchs zu erklären, wenn man den Namen nicht ableiten will von
dem in dortiger Gegend früher wohnhaften Sorbenstamme der Glomaci.
Von dem Rauschen (sapaè) des Wassers hat Zschopau seinen Namen,
Killnitz von pila, Sägemühle, Nossen von der in die Mulde vor-
srringenden Bergnase (nosa), Mügeln (wie auch der Fluß Müglitz)
von mogyla, der Hügel; Kötzschenbroda ist kozi broda, Ziegenbart;
Lausigk und die Lausitz leiten ihre Namen von kuka, Sumpf, womit
übereinstimmt, daß man nur die Niederlausitz, also die wasserreichere
Gegend, ursprünglich mit diesem Namen belegte. Von den Fluß-
namen mögen ebenfalls nur ein paar Deutung finden. Die Pleiße
von pleso, Sumpf, ist der Sumpffluß, die Weißeritz geht zurück auf
buntry, rasch, reißend, welche Eigenschaft gerade diesem Flusse be-
sonders eigentümlich ist und auch vielen anderen Flüssen auf slavischem
Boden den Namen Bistrica gegeben hat. Ort und Fluß Bobritzsch
benennen sich nach bobr, Biber. Das ganz germanisch aussehende
Gottleuba, Stadt am gleichnamigen Flusse, ist jedoch ebenfalls
wendisch: guta lojba, dichter Jagdwald, was dem früheren Zustand
der Gegend offenbar entsprochen hat. Mit dem Germanischen gemein
hat das Slavische die Benennung für Erle olza, gotisch aliza; die
Elster würde dann sowohl germanisch, als slavisch Erlenfluß bedeuten
und die von demselben Stamme abgeleiteten Olsnitz, Slsa, Slsen,
Sczschau u. s. w. „Erlenorte“.
Wenn nun auch im allgemeinen festzuhalten ist, daß die Orte mit
slavischen Namen ihre Gründung den Sorben und ihren östlichen
Nachbarn verdanken, so darf wohl auch angenommen werden, daß sich
hier und da noch germanische Siedelungen bei der Einwanderung der
Slaven vorfanden, deren Einwohner nicht mit den übrigen Deutschen
ihre Sitze verlassen hatten. Wie diese, da sie sich nicht im Besitze
einer höheren Kultur befanden, in dem mächtigeren Volke der Ein-