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Auch mit dem Landgrafen Otto von Hessen schloß der Landgraf
Friedrich im Jahre 1318 einen Bund, und nachdem beide Fürsten zu
Eisenach eine Zusammenkunft gehalten, versprach Friedrich seine damals
12jährige Elisabeth, dieselbe, die unter den Nöten des Krieges mit
Albrecht von Ssterreich geboren und getauft worden war, einem von
dessen beiden Söhnen, den sie sich selbst auswählen solle. Nach der
gewöhnlichen Erzählung erschienen nun die beiden Brüder Heinrich
und Ludwig 1322 vor der Braut, und zwar in gleicher Kleidung, um
nichts vor einander voraus zu haben. Ihre Wahl fiel auf Heinrich,
dem sie bald als Gattin folgte. Aber von Stund an haßte sie der
verschmähte Ludwig, von Eifersucht ergriffen, und störte nach der Er-
zählung der Chroniken das Glück der Ehe durch gehässige Verleum-
dungen; nach anderer Überlieferung soll Heinrich der Gattin nicht treu
geblieben sein. Jedenfalls verließ Elisabeth 1339 den Hof ihres Gatten
und flüchtete zu ihrem Bruder, dem meißnischen Markgrafen Friedrich
dem Ernsthaften, und konnte trotz dessen Bemühungen und sogar trotz
der Vermittelung des deutschen Herrschers, Ludwigs des Bayern, nicht
bewogen werden, zu ihrem Gemahl zurückzukehren; bis an ihr Ende
lebte sie einsam zu Eisenach.
Seit dem Jahre 1320 machte sich bei dem Landgrafen Friedrich,
der nun die Schwelle des Greisenalters schon überschritten hatte, eine
Abnahme seiner Kräfte fühlbar, die nach einem so von Kampf und
Unruhe erfüllten Leben nicht Wunder nehmen kann. Von diesem
Zeitwunkt an übernahm seine noch in den besten Jahren stehende
Gattin Elisabeth an seiner Seite die Regierung im Interesse ihres.
Söhnleins Friedrich, und sie wußte den Pflichten des Herrscheramtes
mit Klugheit und Umsicht gerecht zu werden. Zu dem körperlichen
Siechtum gesellte sich ein geistiges, dessen Ursache ganz durch den
Charakter der Zeit erklärt wird. Am 30. April 1322 wohnte Friedrich
zu Eisenach einem geistlichen Schauspiele, einem sogenannten Mysterium,
bei, das Ordensgeistliche vor ihm aufführten; es behandelte das bekannte
Gleichnis von den klugen und von den thörichten Jungfrauen und ist
uns bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. Als nun die zu
spät kommenden thörichten Jungfrauen die gebenedeite Mutter Gottes
und alle Heiligen vergebens anriefen, daß ihnen die Pforten des Para-
dieses eröffnet würden, da rief der Landgraf tief erschüttert aus: „Was