Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Auch mit dem Landgrafen Otto von Hessen schloß der Landgraf 
Friedrich im Jahre 1318 einen Bund, und nachdem beide Fürsten zu 
Eisenach eine Zusammenkunft gehalten, versprach Friedrich seine damals 
12jährige Elisabeth, dieselbe, die unter den Nöten des Krieges mit 
Albrecht von Ssterreich geboren und getauft worden war, einem von 
dessen beiden Söhnen, den sie sich selbst auswählen solle. Nach der 
gewöhnlichen Erzählung erschienen nun die beiden Brüder Heinrich 
und Ludwig 1322 vor der Braut, und zwar in gleicher Kleidung, um 
nichts vor einander voraus zu haben. Ihre Wahl fiel auf Heinrich, 
dem sie bald als Gattin folgte. Aber von Stund an haßte sie der 
verschmähte Ludwig, von Eifersucht ergriffen, und störte nach der Er- 
zählung der Chroniken das Glück der Ehe durch gehässige Verleum- 
dungen; nach anderer Überlieferung soll Heinrich der Gattin nicht treu 
geblieben sein. Jedenfalls verließ Elisabeth 1339 den Hof ihres Gatten 
und flüchtete zu ihrem Bruder, dem meißnischen Markgrafen Friedrich 
dem Ernsthaften, und konnte trotz dessen Bemühungen und sogar trotz 
der Vermittelung des deutschen Herrschers, Ludwigs des Bayern, nicht 
bewogen werden, zu ihrem Gemahl zurückzukehren; bis an ihr Ende 
lebte sie einsam zu Eisenach. 
Seit dem Jahre 1320 machte sich bei dem Landgrafen Friedrich, 
der nun die Schwelle des Greisenalters schon überschritten hatte, eine 
Abnahme seiner Kräfte fühlbar, die nach einem so von Kampf und 
Unruhe erfüllten Leben nicht Wunder nehmen kann. Von diesem 
Zeitwunkt an übernahm seine noch in den besten Jahren stehende 
Gattin Elisabeth an seiner Seite die Regierung im Interesse ihres. 
Söhnleins Friedrich, und sie wußte den Pflichten des Herrscheramtes 
mit Klugheit und Umsicht gerecht zu werden. Zu dem körperlichen 
Siechtum gesellte sich ein geistiges, dessen Ursache ganz durch den 
Charakter der Zeit erklärt wird. Am 30. April 1322 wohnte Friedrich 
zu Eisenach einem geistlichen Schauspiele, einem sogenannten Mysterium, 
bei, das Ordensgeistliche vor ihm aufführten; es behandelte das bekannte 
Gleichnis von den klugen und von den thörichten Jungfrauen und ist 
uns bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. Als nun die zu 
spät kommenden thörichten Jungfrauen die gebenedeite Mutter Gottes 
und alle Heiligen vergebens anriefen, daß ihnen die Pforten des Para- 
dieses eröffnet würden, da rief der Landgraf tief erschüttert aus: „Was
	        
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