— 384 —
Knaben als Haupt seiner Partei. Bald darnach verlangte auch von
Thüringen der Tod ein Opfer: am 12. Januar 1140 starb Landgraf
Ludwig I. und fand zu Reinhardsbrunn seine ewige Ruhe.
Ludwig hinterließ drei Söhne und vier Töchter; von den letzteren
heirateten zwei in das böhmische Herzogs-, bald darauf Königshaus,
eine dritte widmete sich dem geistlichen Stande, eine vierte, Mathilde,
heiratete Dietrich, den sechsten Sohn Albrechts des Bären von der
Nordmark-Brandenburg, also einen Askanier, der wohl vom Vater die
an Thüringen angrenzenden Besitzteile des Hauses zugeteilt erhielt
und damit für die Geschichte des landgräflichen Hauses an Bedeutung
gewann. Im allgemeinen beweisen diese Familienverbindungen das
wachsende Ansehen des landgräflichen Hauses. Von den Söhnen wurde
der dem Vater gleichnamige Erstgeborene, obgleich er kaum zwölf Jahre
zählte, doch von König Konrad schon am 2. Februar 1140 auf dem
Reichstage zu Worms vor den versammelten Fürsten zur Landgrafen-
würde erhoben; er hatte übrigens, vom Vater dem Kaiser übergeben,
schon seit dem Vorjahre bei diesem gelebt und es scheint, als ob
Konrad an dem Knaben Gefallen gefunden habe. Dem Alter nach
folgte ihm Heinrich Raspe (II)), der von seiner Mutter, der hessischen
Hedwig, deren Eingebrachtes, also die Grafschaft Hessen, erbte, wonach
er sich auch Graf von Hessen oder auch, entsprechend dem alten Stamm-
schlosse Gudensberg, nach diesem Graf von Gudensberg nannte. Von
dem väterlichen Erbe ward ihm nur die Vogtei über das Georgen-
kloster zu Naumburg. Endlich war da ein dritter, wiederum Ludwig
genannter Sohn; den bestimmten die Eltern, um nicht in den Fehler
der Kleinteilung, wie die benachbarten Wettiner, zu verfallen, nach
der Sitte der Zeit für den geistlichen Stand. Reinhardsbrunn sollte
ihn auf seine der Welt entrückte Laufbahn vorbereiten. Aber trotz
aller Mühe, die sich die Mönche mit ihm gaben, trotz der Mah-
nungen, die die Mutter und der mittlerweile heranwachsende älteste
Bruder ihm angedeihen ließen, stand des Jünglings Neigung viel zu
sehr auf ritterlich Spiel als auf das Scheeren einer Platte, und so
fand man denn den Klosterhasser mit der Herrschaft Thamsbrück an
der Unstrut ab.
—