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flikt mit der Bürgerschaft seiner Stadt gebracht. Schon erhob
sich der selbständige Geist der städtischen Gemeinden infolge des sich
hebenden Wohlstandes und eifersüchtig wachten sie über den Rechten,
die kaiferliche oder kirchliche Gunst ihnen früher verliehen hatten,
und die sie mit derselben Hartnäckigkeit verfochten, die die gegnerische
Partei ins Feld führte. Kaiser Friedrich stand im allgemeinen
dieser Neuentwickelung zwar nicht fremd, aber doch keineswegs sym-
pathisch gegenüber. Die lombardischen Städte hatten zu oft mit ihrer
unaufhaltsam wachsenden Selbständigkeit seinen Groll erregt. Wie
hätte er daheim ähnliche Bildungen begünstigen können und dürfen.
Somit hatte Arnold schon einen günstigen Urteilsspruch von ihm in
der Tasche, als er die aufrührerische Stadt verließ, um in Thüringen
mit Hilfe des Landgrafen die Aufgebote der erzstiftischen Besitzungen
zusammen zu bringen. Dann eilte er seinen Mannschaften voraus,
weil ihn einige Gesandtschaften der Mainzer einer besseren Gesinnung
der Bevölkerung und des Klerus versichert und um Rückkehr gebeten
hatten. Er folgte verblendeterweise der Einladung und nahm Her-
berge in dem dicht vor den Mauern von Mainz auf einer Anhöhe
gelegenen Kloster des heil. Jakobus. Gottfried, der Abt des Klosters,
hatte früher auch zu seinen offenen Feinden unter dem Klerus gehört,
ihn dann aber durch heuchlerische Zeichen seiner Gesinnungsänderung
sicher gemacht. Er war es, der ihn jetzt den Mainzern verriet, und
sollte darüber auch sein Kloster in Flammen aufgehen, wie er ihnen
heimlich mitteilen ließ. Die Mainzer schickten nun, um ihr Opfer
völlig verdachtlos zu machen, eine weitere Gesandtschaft an den Erz-
bischof, die mit ihm bis in die Nacht des 23./24. Juni 1160 unter-
handelten. Diese Unterhandlungen wurden absichtlich ergebnislos bis
nach dem Mittagsmahle des Johannistages hinausgezogen, bei dem
der Erzbischof auch noch den Wirt für die Unterhändler machte. Dann
verließen die Mainzer Abgesandten den Erzbischof, der sich ermüdet
zur Ruhe zurückzog. Aber bald hörte man das Schmettern von Hör-
nern und Trompeten; auf den drei Wegen, die zum Kloster herauf-
führten, sah man die Aufständischen bewaffnet und mit Fackeln und
Pechkränzen heranziehen. Entgegen der Warnung des Bruders dachte
der unglückliche Erzbischof an eine Verteidigung des Klosters, trotz
der unzureichenden Mannschaft. Das Kloster wurde gestürmt und der