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Erzbischof bald nach seinem treu bei ihm ausharrenden Bruder Dudo
elendiglich erschlagen.
Diese ebenso hinterlistige wie abscheuliche und verwerfliche That
machte natürlich allenthalben ein berechtigtes Aufsehen, und die Fürsten,
die sich noch eben vor dem blutigen Ereignis dem Erzbischof zur Hilfe
angeboten hatten, neben Ludwig von Thüringen auch Heinrich der
Löwe, versammelten sich bereits am 2. Juli 1160 zu Erfurt, um über
die Mainzer Frevler einen strengen Urteilsspruch zu fällen. Da sie
hierzu, bei der Kürze der Zeit, unmöglich schon Anweisung vom Kaiser
haben konnten, so thaten sie diesen Schritt zwar eigenmächtig, aber
ganz im Sinne der von jenem in der Praxis 1155 nach seiner Rück-
kehr durchgeführten Grundsätze des Landfriedens. Die Fürsten beauf-
tragten den Landgrafen Ludwig und den stauffischen Pfalzgrafen Kon-
rad, sich nach Mainz zu begeben, um die von den Fürsten selbständig
verhängte Acht an den Mainzern zu vollstrecken. Doch hatten diese
damit kein Glück und mußten mit der Stadt in Unterhandlung treten.
Dieser lag vor allem daran, den Kaiser dadurch für sich zu gewinnen,
daß sie den ihm befreundeten Herzog Rudolf von Zähringen als neuen
Erzbischof inthronisierten. Dagegen proklamierten die beiden Achtvoll-
strecker, allerdings völlig auf eigene Faust, den bisherigen Propst des
Merseburger Stiftes, Christian, als Haupt der Mainzer Kirche. Natür-
lich nahm dann an solchem selbständigen Vorgehen der Kaiser Anstoß;
er suspendierte Christian wieder und ließ an seine Stelle Konrad aus
dem Wittelsbacher Hause wählen. Auch dieser erwies sich nicht zu-
verlässig. Die Zeit war voll des Kampfes an sich schon; Hader und
Streit wuchsen aber ins Unendliche durch die unglückselige Doppel-
wahl vom September 1159, aus der die beiden Kandidaten einer
versöhnlichen und einer unversöhnlichen Richtung als Viktor IV. und
Alexander III hervorgingen.
Der prinzipielle Gegensatz der beiden neuen Päpste trat deutlich
schon in den Ausschreiben zu Tage, die beide zum Nachweise ihrer
einzigen Berechtigung an alle Christgläubigen richteten. Während der
auf Friedrichs Seite stehende Viktor IV. ben Kaiser als den von Gott
verordneten Bogt und Verteidiger der Kirche um Schutz und Beihilfe
zur Abwehr der Zwietracht in der Kirche und der dadurch bedingten
Schmälerung der Würde des Reiches ersuchte, betonte die strenge kirch-