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vergalt. Auch rief er den neuen Herzog von Sachsen, Bernhard von
Aslanien, zu Hilfe herbei und wandte sich zurück nach Thüringen, um
mit jenem vereint dem gefährlichen Gegner dort das Handwerk zu
legen. Bei Weißensee trafen sie auf Heinrich, der schon im Rückzuge
begriffen war, am 14. Mai 1180. Aber so mannhaft Ludwig selbst
und seine nächsten Getreuen kämpften und auch Bernhard von Askanien
es in keinerlei Weise an Mut fehlen ließ, die Masse der Thüringer
wandte sich zur Flucht und wurde von dem siegreichen Löwen bis
nach Mühlhausen verfolgt, das dabei genommen wurde und in Flam-
men aufging. Das schlimmste war aber, daß Ludwig und sein Bruder
Hermann in die Gewalt des Siegers fielen und als Gefangene mit
ihm fortgeführt wurden. Er hielt sie in ehrenvoller Haft erst in Lüne-
burg, dann in Segeberg, schickte sie aber um die Mitte des folgenden
Jahres, als er seinen Stern unaufhaltsam im Sinken gewahrte, dem
Kaiser zurück, der damals gerade im Harze weilte.
Die völlige Unterwerfung des Löwen erfolgte bekanntlich im
November 1181 zu Erfurt. Für Thüringen war diese Erfurter Ent-
scheidung zweifellos von großer Wichtigkeit: es hatte den gefährlichen
Nachbar verloren, der das Land im Süden und Norden einschloß
und darum dauernd die Versuchung empfinden mußte, das trennende
Gebiet durch Annexion in ein verbindendes zu verwandeln. In Erfurt
trat Landgraf Ludwig freiwillig von der ihm zu Gelnhausen über-
tragenen Würde eines Pfalzgrafen in Sachsen zurück zu Gunsten
seines Bruders Hermann. Es hing das mit dem kinderlosen Ableben
des dritten Bruders, Heinrich Raspe, und der dadurch herbeigeführten
Erledigung der von diesem innegehabten hessischen Besitzungen zusammen.
An dessen Stelle trat mit kaiserlicher Genehmigung Ludwig und über-
ließ dafür die Pfalzgrafschaft seinem Bruder Hermann. Um diese Zeit
verkaufte er auch wohl die landgräflichen Besitzungen am Niederrhein,
nämlich die Burgen Bilstein, Wied und Windeck, an die Kölner Kirche,
jedoch unter Vorbehalt des Nutzungsrechtes bei seinen Lebzeiten und
nach seinem Tode, des Lehnsbesitzes für seine Erben. Pfalzgraf Her-
mann aber stärkte seine Stellung dadurch, daß er sich mit der Witwe des
am 30. August 1181 verstorbenen Grafen Heinrich von Wettin ver-
heiratete, die nebst ihrer Schwester Adelheid, Abtissin zu Quedlinburg,
die einzige Erbin der pfalzgräflichen Hausgüter war.