Karls des Großen Nachfolger.
Ludwig der Fromme und Ludwig der Deutsche.
Nachdem Karl im Jahre 810 seinen jüngeren Sohn Pipin, im
solgenden seinen Sohn Karl verloren hatte, hatte er 813 seinen dritten
Sohn Ludwig, der bisher in Aquitanien, d. h. im südwestlichen Frank-
reich, die Herrschaft des Vaters vertreten hatte, zum Mitregenten an-
genommen, da er mit zunehmendem Alter die Last des Reiches all-
gemach jüngeren Schultern übertragen wollte. Dieser also erbte nach
des Baters Tode das gewaltige Reich, das nur durch die das Größte
und Kleinste mit gleicher Energie umfassende Herrschergabe des Vaters
hatte zusammengehalten werden können. Je mehr sich die Einzelvölker
ihres Volkstums,. ihrer Nationalität bewußt wurden, um so mehr mußten
sie nach Selbständigkeit streben; damit aber fiel das Reich Karls des
Großen unbedingt auseinander. Hierzu kam der ärgerliche Zank
zwischen Ludwig, der sich übrigens zu sehr von der Rücksicht auf die
Kirche bewegen ließ, und seinen Söhnen. Da die östlichen Verhält-
nisse, wie natürlich, durch die Gesamtlage des Reiches unter den Nach-
folgern Karls des Großen beeinflußt wurden, wie auch späterhin die
Enmnwickelung der süchsisch-thüringischen Lande immer im engsten Zu-
sammenhange mit der Reichsgeschichte geblieben ist, so muß auch jetzt
mnd später auf diese immer wieder Rücksicht genommen werden.
Ludwig der Fromme, wie ihn eine dankbare Beistlichkeit genannt
hat, hatte im Anfange die Reichsgrenzen wirksam gegen Slaven, Dänen,
Spanier u. a. geschützt. Zur besseren Handhabung dieses Grenzschutzes
und um der viele Kraft beanspruchenden Verwaltung mehr gerecht
werden zu können, nahm Ludwig im Jahre 817 eine Art Reichsteilung
vor, indem er den ültesten seiner drei Söhne, Lothar, zum Mitkaiser
machte, wie dies Karl der Große 813 mit ihm gethan hatte, und den
beiden jüngeren für die Zeit ihrer eintretenden Mündigkeit, natürlich
mter seiner und Lothars Oberhoheit, eigene Gebietsteile feststellte,
nämlich Aquitanien für Pipin, Bayern, das sich damals im wesent-
lichen südlich der Donan, aber weiter nach Osten zu bis zur Leitha
erstreckte, und außerdem Böhmen und Kärnten für Ludwig, und
jüngsten Sohn.
Sturmhoefel, Geschichte der süchsischen Lande. 3