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Stimmung Hermanns ist wohl in erster Linie auf die auch von den
andern Fürsten geteilte Abneigung gegen den immer mächtiger werden-
den und immer herrischer auftretenden Kaiser zurückzuführen, dann
aber auch auf den Groll, den er über Heinrichs Stellung zur meiß-
nischen Erbfolgefrage einnahm. Wir wissen, daß im Juni 1195 Albrecht
der Stolze plötzlich gestorben war und daß der Kaiser die Neuver-
gabung der dadurch erledigten meißnischen Lande offenbar in der Ab-
sicht über Jahr und Tag anstehen ließ, um auch dies Lehen nun
endlich für sich einzuziehen. Einer solchen Schädigung seines Schwieger-
sohnes Dietrich, der ja seine Tochter Jutta zur Gemahlin genommen
hatte, um sich des landgräflichen Schutzes gegen seinen Bruder zu
erfreuen, konnte Hermann nicht ruhig zusehen. — Im übrigen gelang
es dann Heinrich, sich die deutschen Fürsten wieder geneigter zu machen,
und mit Beginn des Jahres 1197 kam deren Kreuzzug zu stande ja
noch Ende 1196 zog als einer der ersten Erzbischof Konrad von
Mainz nach Apulien, dem Sammelplatze der deutschen Kreuzfahrer.
Ende März brach auch Landgraf Hermann von Thüringen auf, be-
gleitet von den Grafen von Käfernburg, Schwarzburg, Henneberg,
Mühlburg und Wartberg, während sein Schwiegersohn wohl schon im
Januar sich aufgemacht hatte. Bekanntlich verfehlte die ganze Kreuz-
fahrt jeden Erfolg infolge des am 28. September 1197 eingetretenen
Ablebens des Kaisers. Eilig kehrten auf diese Nachricht hin die deut-
schen Fürsten aus Palästina zurück, da die aufgelöste Ordnung des
Reichs die Anwesenheit in der Heimat erheischte, aber auch für Hoch
und Niedrig bei dem offenbar bevorstehenden Kampfe um den Thron
mancherlei Vorteile versprach. An den nun zusammentretenden Ver-
sammlungen zur Wahl eines Reichsoberhauptes — obwohl man ja
ein solches in der Person des allerdings noch völlig minderjährigen
Söhnchens Heinrichs VI. bei dessen Lebzeiten schon gekürt hatte —
nahm Landgraf Hermann nicht teil; er gehörte zu den letzten, die aus
dem heiligen Lande zurückkehrten; erst um Jakobi 1198 war er wieder
in der Heimat. Bezeichnend ist für das gestörte Verhältnis zu seinen
stauffischen Verwandten, daß er auf der Heimfahrt Nachstellungen von
diesen glaubte befürchten zu müssen; eine andere Frage ist freilich, ob
solche Befürchtungen irgend begründet waren. Jedenfalls wich er
ieder Berührung mit dem stauffischen Geschlechte aus, namentlich mit