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seinem unterdessen zum Kaiser gewählten Vetter Philipp und zog darum
den Landweg durch Böhmen vor. Im übrigen ließ auch Hermann,
gleich seinem verstorbenen Bruder, im Orient den Ruf eines tapferen
Mannes zurück; er nahm an der Belagerung von Berytus und einer
Torolts genannten Burg rühmlichen Anteil.
In dem langjährigen Kampfe, der in Deutschland seit der Doppel-
wahl Philipps von Schwaben und Ottos von Poitou aus dem wel-
sischen Hause ausgebrochen war, nahm, wie wir schon früher sahen,
Hermann eine durchaus schwankende Haltung ein, während sein Schwieger-
sohn, Dietrich der Bedrängte von Meißen, bis auf das letzte Jahr
der Regierung Philipps diesem Treue hielt. Für Hermann war nichts
maßgebend als das persönliche Interesse. Da natürlich beide Kron-
kandidaten um die Freundschaft und Bundesgenossenschaft des mächtigen
und angesehenen Mannes buhlten, so schlug er Kapital daraus, indem
er sich allemal dem verkaufte, der im Augenblicke mehr bot. Viermal
hat er auf diese Weise seinen Standpunkt gewechselt. Im Anfang
hielt er zu dem Welfen, da dieser ihm 8000 Mark Silbers versprach
und die Belehnung mit Salfeld und Nordhausen zusagte. Beide
Städte sollte er sich freilich erst gewinnen. Dabei wurde das unglück-
liche Salfeld von ihm so grausam mitgenommen, daß die thüringischen
Prälaten ihn auf einer Synode zu Erfurt deswegen mit dem Banne
belegten. Da nun Otto nicht alle seine schönen Versprechungen ein-
halten konnte, von der andern Seite aber Philipp im Anzuge war,
so versuchte es Hermann einmal mit diesem und verständigte sich mit
ihm zu Fulda im August 1199. Als Belohnung ward ihm Mäühl-
hausen, ferner Ranis und ein Stück des ehemaligen Orlagaus. Aber
Otto erhielt, nachdem er durch den Tod Richards Löwenherz eine
Zeit lang sich ohne die englischen Subsidien ziemlich dürftig hatte
behelfen müssen, auch von dem König Johann und von Dänemark
Unterstützung, und alsbald schlug sich Hermann wieder auf dessen
Seite, namentlich da auch der Papst nun offen für Otto Partei ergriff.
Bei der Besetzung des erledigten Erzstuhles zu Mainz erklärte der
Landgraf, als gehorsamer Sohn der Kirche den vom Papste einge-
setzten Erzbischof Siegfried und nicht den von Philipp erwählten Luit-
pold anerkennen zu müssen. Aber der letztere war im Besitze nam-
hafter Streitkräfte; er nahm dem Landgrafen Erfurt weg und dann