Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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gefänglich einzog, samt ihren Frauen und Kindern, und sie alle unter 
schauderhaften Qualen töten ließ. Sollte übrigens Hermann wirk- 
lich in der letzten Zeit wieder an eine Verbindung mit Otto gedacht 
haben, so würde das allerdings auch als heller Wahnsinn zu be- 
zeichnen sein. Sein Tod bewahrte ihn und vor allem sein durch seine 
Schuld viel heimgesuchtes Land vor den unausbleiblichen Folgen eines 
solchen Wechsels. 
Nur von einer Seite her hat Hermann, dem sonst mildere und 
menschlichere Züge fehlten, uneingeschränktes Lob erhalten: von seiten 
der Dichter und Sänger, die sich zahlreich am Hofe des prachtlieben- 
den Fürsten auf der Wartburg und in Eisenach zusammenfanden. Ge- 
wiß hat sich Landgraf Hermann dadurch um die Pflege und Blüte 
des deutschen Minnegesangs und der höfischen Dichtung große Ver- 
dienste erworben. Er hat es Heinrich von Veldeke ermöglicht, seine 
Ancide zu vollenden (1184), Herbert von Fritzlar, Albrecht von 
Halberstadt, vor allem aber Wolfram von Eschenbach und namentlich 
Walther von der Vogelweide erfreuten sich der fördernden Gunst des 
selbst hochgebildeten Landgrafen. Wir hörten von den Studien seiner 
Jugend zu Paris, wir hören ferner, daß er sich auch selbst dem Kreise 
der Dichter zurechnen durfte und oft noch bis in späte Nacht die 
Bächer alter und neuer Geschichte emsig durchstudierte. Walther von 
der Vogelweide, der sich des milden Landgrafen Ingesinde nennt, 
weilte, wenn auch mit mancherlei Unterbrechungen, von 1204—1211 
an dessen freudenreichem Hofe. Freilich klingt wohl auch bei ihm 
und bei Wolfram von Eschenbach ein tadelnder Ton an, daß man 
bei dem Andrang so vielen fahrenden Volkes nicht so recht zwischen 
Kraut und Unkraut zu sichten verstehe. — Als späterer Nachklang 
dieser trotz aller Greuel und Gefahren eines ruhelosen Bürgerkrieges 
glanzvollen Zeit ist am Ende des Jahrhunderts „Der Singerkriec uf 
Wartburg“ entstanden, ein Gedicht, das alle die namhaften Dichter 
jener älteren Periode zu einem Wettstreit in ihrer Kunst vereinigt. 
In dem ersten Teile des Gedichtes treten namentlich Walther von 
der Vogelweide und Heinrich von Ofterdingen hervor; um die Wette 
singen sie, dieser das Lob des Herzogs Leopold von SÖsterreich, jener 
das des Landgrafen von Thüringen. Wolfram von Eschenbach und 
Reimar von Zweter sind Kampfrichter und laut anfänglicher Aus-
	        
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