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Landgraf Hermann war, wie schon mitgeteilt wurde, zweimal ver-
heiratet; beide Gattinen hießen Sophie. Von der ersten Gemahlin hatte
er zwei Töchter, Jutta und Hedwig. Die erstgenannte vermählte sich
mit Dietrich dem Bedrängten, von dem sie die Mutter Heinrichs des
Erlauchten wurde, und wenige Jahre nach dessen Tode mit dem Grafen
Poppo von Henneberg, wie schon früher erzählt wurde. Hedwig aber
wurde Gattin Albrechts von Orlamünde, Grafen von Holstein, von
dessen Bedrängung durch den eigenen Bruder oben die Rede war. —
Von seiner zweiten Gemahlin, der Tochter des Bayernherzogs Otto,
bekam Hermann vier Söhne: Hermann, der noch 1216 vor dem Vater
starb, Ludwig, Heinrich und Konrad, überdies zwei Töchter, Agnes
und Irmengard. Erstere wurde Gemahlin Herzogs Heimich von
Osterreich und nach dessen frühem Tode Herzogs Albrecht von Sachsen.
Irmengard, die sich ursprünglich der König von Frankreich, Philipp II.
Augustus, zur Gemahlin begehrt hatte, heiratete den Grafen Heinrich
von Anhalt, Sohn des Herzogs Bernhard von Sachsen.
Ludwig IV., der Heilige.
Von den Söhnen Hermanns folgte dem Vater zunächst der älteste.
immerhin erst 16 jährige Ludwig, in allen Dingen dem Vater un-
ähnlich, die diesen zu einer so wenig liebenswerten Erscheinung gemacht
hatten. Es ist bezeichnend, daß nicht die Kirche ihn mit dem Bei-
namen des Heiligen geschmückt hat, sondern die Uberlieferung eines
dankbaren Volkes. Auch mag seine eheliche Verbindung mit der
heiligen Elisabeth und sein früher Tod auf dem Wege zur Befreiung
des heiligen Grabes mit dazu beigetragen haben. Mutet ja noch uns
die sagenumkränzte Ehe mit jener gottbegeisterten Frau wie mit einem
heiligen, frommpoetischen Hauche an. Das Jahrzehnt, das ihm über
Thüringen zu herrschen vergönnt war, gehört zu den glücklichsten des
so oft in seiner gedeihlichen und ruhigen Entwickelung gestörten Landes.
Er erwies sich in dieser Zeit als ein zwar aufrichtig frommer und
den geistlichen Stistungen seines Gebietes wohlwollend ergebener Herr,
aber von einer beeinflussenden Herrschaft der Kirche ist bei ihm nicht
die Rede gewesen. Ebenso sehr wie er das innere Wohl Thüringens
durch Sparsamkeit und durch energische Aufrechterhaltung des Land-