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gestoßen. Schon von früher her, und zwar durch Kaiser Friedrich
selbst, war dem jungen Könige die Tochter des Königs Ottokar von
Böhmen, die durch ihre Mutter Konstantia, eine Schwester des Königs
Andreas von Ungarn, eine Base von Ludwigs Gemahlin Elisabeth
war, mit reicher Aussteuer verlobt worden; sie wurde am Hofe des
Herzogs Leopold von Ssterreich erzogen. Der ehrgeizige Mann be-
gann aber nun eine Vermählung seiner eigenen Tochter mit dem
jungen Könige zu planen und wußte im Frühjahr 1225 auch den
Landgrafen dafür zu gewinnen. Wenigstens gab ihm dieser, als
Leopold nach Italien noch im selben Frühjahr zog, um persönlich
seine Sache bei Kaiser Friedrich und dem Papste zu betreiben, zwei
vornehme Ministerialen von sich zur Begleitung mit, den Schenken
Rudolf und den Truchseß Hermann. Sowohl der Papst als der
Kaiser gaben dem neuen Verheiratungsprojekt ihre Zustimmung, der
letztere unter einer Bedingung, die uns die Teilnahme Ludwigs an dem
Handel erklärt, der sonst, da er auch noch persönlich, nicht nur durch
seine Frau, mit der böhmischen Königstochter verwandt war, eigentlich an
der Aufrechterhaltung des böhmischen Verlöbnisses Interesse hätte haben
sollen, nicht an dessen Lösung. Kaiser Friedrich bedingte nämlich, daß
Ludwigs Schwester Agnes dem Sohne des Babenbergers Heinrich ohne
Geldaussteuer vermählt würde. So fand dann, nachdem auch des
jungen Königs Heinrich Widerstand gegen diese Anderung überwunden
worden war, am 18. November 1225 zu Nürnberg die Hochzeit Hein-
richs mit Margarethe, der Babenbergerin, statt, und zu gleicher Zeit
und am selben Orte die der Landgräfin Agnes mit Herzog Heinrich
von Österreich. In der Zwischenzeit war Ludwig die heikle Aufgabe
zugefallen, den Böhmenkönig, der natürlich mit gerechtfertigtem Zorne
sich seine Tochter wieder zurückgesandt sah, und den ebenfalls empörten
Ludwig von Bayern, der mit dem Böhmenhause eng verwandt war,
mit den Thatsachen einigermaßen wieder auszusöhnen, was ihm jeden-
falls mit Ludwig von Bayern gelungen ist.
Schon den Reichstag von Nürnberg und dann den zu Frankfurt hatte
eine wichtige Angelegenheit des Reiches beschäftigt; der Reichsregent
Engelbrecht von Köln war im November aus Privatrache von einem
Grafen von Isenburg erschlagen worden, und die genannten Versamm-
lungen hatten über den Mörder und seine Helfer Acht und Bann verhängt.