Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 1430 — 
Aber lange Ruhe im Kreise der Seinen war dem Landgrafen 
nicht gegönnt; seine vormundschaftlichen Pflichten führten ihn nach 
gewohnter Weise in die Mark Meißen, wo er des Landfriedens sich 
energisch annahm und Gerichtstage abhielt. Dann führte ihn die 
zwischen Leopold von Ssterreich und dem Böhmenkönige aus dem 
bekannten Anlasse entstandenen Zwistigkeiten zunächst nach Prag, von 
wo ex nach kurzem Aufenthalte mit Ottokar nach Zuaim in Mähren reiste, 
um dort mit Leopold zu unterhandeln. Vier Wochen lang währten 
die von Ludwig geleiteten Besprechungen; das Ergebnis war dürftig; 
nur ein Waffenstillstand bis zu Martini (10. November) des Jahres 
wurde vereinbart. Heimgekehrt, brach er einem Herrn von Salza, 
der die Reinhardsbrunner Mönche durch Anlage eines Wartturms 
aus dem Altenberg belästigte, diese Veste, führte ihn selbst gebunden 
den Klosterbrüdern zu und stellte ihn so während der Messe an einem 
erhöhten Orte aus. 
Auch im Jahre 1227 wurde Ludvig schon zeitig durch Reichs- 
angelegenheiten in Anspruch genommen. Die Königin Margarethe 
wurde Ende März auf einem hierzu angesetzten Hoftage zu Aachen 
vom Kölner Erzbischof gekrönt. Zu dieser Feierlichkeit hatte sich auch 
Ludwig eingefunden. Aber noch andere Geschäfte hielten ihn da bis 
in den April. Auf dem Rückwege betrat er am 27. April zum ersten 
Male seit seinem Regierungsantritt die Stadt Erfurt, die bisher wieder- 
holt mit ihm in Streit gelegen hatte, nun aber ihren Landesherrn mit 
vieler Freude aufnahm. 
Seitdem Ludwig in Cremona gewesen und dort mit Friedrich 
über die Belehnung mit den Marken Meißen und Niederlausitz unter- 
handelt hatte, hatte er eine große Verpflichtung auf sich ruhen. Dort 
in Cremona nämlich hatte Bischof Konrad von Hildesheim das Kreuz 
gepredigt und an die Teilnahme an der Kreuzfahrt hatte der Kaiser 
die Eventualbelehnung geknüpft. Heimlich ließ sich Ludwig von dem ge- 
nannten Bischofe mit dem heiligen Zeichen schmücken, damit er wenig- 
stens so lange, bis der Kaiser riefe, den Seinen die Fahrt berge, von 
der so mancher tapfere Held nicht zur Heimat zurückgekehrt war. Aber 
die Gemahlin entdeckte das Kreuz zufällig unter seinem Gewande, 
und groß war ihre Bestürzung, um so größer, als sie eben um 
diese Zeit ihr drittes Kind unter dem Herzen trug. Aber sic war
	        
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