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landgräflichen Hauses, der Schenke Rudolf von Vargula, der Truchseß
Hermann von Schlotheim, der Marschall Heinrich von Ebersberg, der
Kämmerer Heinrich von Vanre, endlich die Kapläne Gerhard und
Berthold mit einer großen Anzahl anderer Geistlicher, ferner Ritter
und ärzte zogen mit ihrem Herrn nach dem Süden ab, um sich mit
dem Kaiser zu Troya in Unteritalien zu vereinigen. Von da marschierten
sie mit ihm nach Melfi, von da nach kurzem Aufenthalte nach
Brindisi. Dort lagerte man länger, weil für die Masse der Über-
fahrenden des Kaisers Vorbereitungen nicht ganz zureichten. Endlich
stach man von der Insel St. Andreas bei Brindisi am 9. September
1227 in See.
Bei Otranto stieg man noch einmal ans Land, um sich von des
Kaisers zweiter Gemahlin Isabella (Jolantha), der Tochter des Titular=
königs Johann von Jerusalem, zu verabschieden. Mit festlichem Mahle
bewirtete diese die scheidenden Gäste. Da erkrankte Ludwig heftig;
er hatte schon vor der Abreise von Brindisi an Fieberanfällen gelitten;
wie es scheint, war er empfänglicher für die Krankheit: schon seiner
Zeit in der etwas sumpfigen Gegend von Bardewieck hatte er 1225
einen schlimmen Anfall von kaltem Fieber gehabt. Nun mußte er, an
Bord angekommen, sofort das Lager aufsuchen. Rasch verschlimmerte
sich sein Zustand, so daß er selbst sein Ende herannahen fühlte. Auf
seinen Wunsch reichten ihm der Patriarch von Jerusalem und der
Bischof zum Heiligen Kreuz die Sterbesakramente. In seinen Fieber-
phantasien sah er weiße Tauben fliegen und rief: „Mit diesen Tauben
muß ich davonfliegen!" Der fromme Glaube seiner Umgebung sah
dann auch nach seinem Tode weiße Tauben gen Sonnenaufgang fliegen
und sein Biograph Berthold fügt hinzu: „Der heilige Geist, der der-
einst am Jordan in Gestalt einer Taube erschien, sandte hier in gleicher
Gestalt seine Engel, um die taubenreine Seele des schuldlosen Mannes
zur aufgehenden Sonne der Gerechtigkeit und der Klarheit des ewigen
Lichtes zu entführen.“ — Am 11. September 1227 endete Landgraf
Ludwig seine Tage und ward zunächst in fremder Erde bestattet. Aber
nach der Rückkehr von ihrer Pilgerfahrt, im Jahre 1228, gruben die
thüringischen Mannen den Körper ihres Landgrafen wieder aus der
Erde, lösten nach damaliger Sitte das modernde Fleisch von den
Knochen und brachten dann diese, in kostbaren Gefäßen wohl ver-