Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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gestorben ist. Es war also in Hermann ein nächstberechtigter Erbe 
vorhanden und als solchen erkannte ihn Kaiser Friedrich noch im 
September 1227 an, also unmittelbar nach des Vaters Tode, und 
erteilte dem Kinde im Andenken an die Verdienste des Vaters 
und in der Hoffnung auf die gleiche Treue des Sohnes die 
Eventualbelehnung mit der Mark Meißen. Des erst vier Jahre 
zählenden Landgrafen natürlicher Vormund war sein Oheim Heinrich 
Raspe, dem Ludwig bei seinem Weggange die stellvertretende Regierung 
übertragen hatte. Zu jung, um nicht ehrgeizig zu sein, und nicht 
von der Gewissenhaftigkeit erfüllt, die sein verstorbener Bruder seinem 
meißnischen Mündel gegenüber bewiesen hatte, lieh Heinrich den Geg- 
nern der Elisabeth bereites Ohr, als sie ihm rieten, die Herrschaft 
des Landes selbst an sich zu reißen und Elisabeth samt ihren Kindern 
von der Wartburg zu vertreiben. Er könne ja später ein übriges 
thun und seinen Neffen mit ein paar Städten abfinden. Also geschah 
es. Elisabeth mußte von der Wartburg weichen und fand zunächst in 
Eisenach eine dürftige Zuflucht, und als man ihr auch diese nicht 
gönnte, nahm sich ihrer eine Schwester ihrer Mutter, die #btissin von 
Kitzingen im Fränkischen, und dann ihr Oheim, der Bischof Ekbert 
von Bamberg, an und sorgten für sie. Nach der wenig sentimentalen 
Anschauung der Zeit war man auch bald mit Heiratsanträgen für sie 
bei der Hand; daß sie nach solcher Ehe und bei der jetzigen Gestaltung 
ihrer Denkweise standhaft ablehnte, kann uns nicht wunder nehmen. 
Dort in Bamberg nun sah sie die irdischen Überreste ihres Mannes 
wieder und dessen und ihre alten Freunde. Tiefe Entrüstung be- 
mächtigte sich dieser, als sie erfuhren, wie man mit ihrer angebetenen 
Herrin verfahren war. Daß der Kaiser nicht eingeschritten war, erklärt 
sich wohl aus den damals mit Papst Gregor IX. entbrannten Händeln 
und aus dem doch noch 1228 unternommenen Kreuzzuge. Somit 
nahmen die Getreuen die Sache in die Hand. Unter ihrem Schutze 
trat Elisabeth mit ihren Kindern die Rückkehr nach Thüringen an; und 
als nun zum Empfange der Gebeine Ludwigs die ganze landgräfliche 
Familie sich eingefunden und mit ihr zahlreiche Vasallen und eine 
große Menge Volkes, da nahm sich der getreue Schenke Rudolf von 
Vargula der Verlassenen und Verstoßenen in so eindringlicher Rede 
an und redete dem eigensüchtigen Heinrich Raspe dermaßen ins Ge-
	        
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