— 488 —
gestorben ist. Es war also in Hermann ein nächstberechtigter Erbe
vorhanden und als solchen erkannte ihn Kaiser Friedrich noch im
September 1227 an, also unmittelbar nach des Vaters Tode, und
erteilte dem Kinde im Andenken an die Verdienste des Vaters
und in der Hoffnung auf die gleiche Treue des Sohnes die
Eventualbelehnung mit der Mark Meißen. Des erst vier Jahre
zählenden Landgrafen natürlicher Vormund war sein Oheim Heinrich
Raspe, dem Ludwig bei seinem Weggange die stellvertretende Regierung
übertragen hatte. Zu jung, um nicht ehrgeizig zu sein, und nicht
von der Gewissenhaftigkeit erfüllt, die sein verstorbener Bruder seinem
meißnischen Mündel gegenüber bewiesen hatte, lieh Heinrich den Geg-
nern der Elisabeth bereites Ohr, als sie ihm rieten, die Herrschaft
des Landes selbst an sich zu reißen und Elisabeth samt ihren Kindern
von der Wartburg zu vertreiben. Er könne ja später ein übriges
thun und seinen Neffen mit ein paar Städten abfinden. Also geschah
es. Elisabeth mußte von der Wartburg weichen und fand zunächst in
Eisenach eine dürftige Zuflucht, und als man ihr auch diese nicht
gönnte, nahm sich ihrer eine Schwester ihrer Mutter, die #btissin von
Kitzingen im Fränkischen, und dann ihr Oheim, der Bischof Ekbert
von Bamberg, an und sorgten für sie. Nach der wenig sentimentalen
Anschauung der Zeit war man auch bald mit Heiratsanträgen für sie
bei der Hand; daß sie nach solcher Ehe und bei der jetzigen Gestaltung
ihrer Denkweise standhaft ablehnte, kann uns nicht wunder nehmen.
Dort in Bamberg nun sah sie die irdischen Überreste ihres Mannes
wieder und dessen und ihre alten Freunde. Tiefe Entrüstung be-
mächtigte sich dieser, als sie erfuhren, wie man mit ihrer angebetenen
Herrin verfahren war. Daß der Kaiser nicht eingeschritten war, erklärt
sich wohl aus den damals mit Papst Gregor IX. entbrannten Händeln
und aus dem doch noch 1228 unternommenen Kreuzzuge. Somit
nahmen die Getreuen die Sache in die Hand. Unter ihrem Schutze
trat Elisabeth mit ihren Kindern die Rückkehr nach Thüringen an; und
als nun zum Empfange der Gebeine Ludwigs die ganze landgräfliche
Familie sich eingefunden und mit ihr zahlreiche Vasallen und eine
große Menge Volkes, da nahm sich der getreue Schenke Rudolf von
Vargula der Verlassenen und Verstoßenen in so eindringlicher Rede
an und redete dem eigensüchtigen Heinrich Raspe dermaßen ins Ge-