— 440 —
Trotz der von den Getreuen Ludwigs erzwungenen Anerkennung
der Nachfolge Hermanns erscheint dieser nicht früher als 1234 in den
Urkunden. In der Zwischenzeit nennt sich wohl auch der namentlich
in Hessen waltende Konrad, der jüngste der drei Söhne Hermanns I,
zugleich mit dem Bruder. Es lag im Wesen der Sache und im
Interesse des Landes, daß Heinrich die Hauptherrschaft behielt. —
Zunächst schien es, als sollten dem neuen Landgrafen die ewigen
Irrungen mit Mainz erspart bleiben. Aber am 9. September 1230
starb zu Erfurt Erzbischof Siegfried II. Sein gleichnamiger Vetter
folgte ihm als Siegfried III. und nahm sich namentlich der thürin-
gischen Teile seiner Diözese lebhaft an. Über den Besitz der Burg
Heiligenberg in Hessen gerict der neue Erzbischof mit den Thüringer
Landgrafen aneinander. Daneben wird noch eine andere Ursache
überliefert, die für den Zeitgeist recht charakteristisch ist. Abt Ekke-
hard von Reinhardsbrunn wurde vom Erzbischof zur Entrichtung
einer den übrigen Klöstern Thüringens aufgelegten Steuer heran-
gezogen; er konnte sich darauf berufen, daß sein Kloster seit der
Gründung nur dem päpstlichen Stuhle und diesem unmittelbar unter-
stellt sei. Er wurde deshalb nach Erfurt vor den dort weilenden
Erzbischof zur Verantwortung geladen, blieb aber hier bei seiner
Weigerung. Daraufhin verfügte der Erzbischof eine dreitägige harte
Pönitenz, wobei er ihm den nackten Rücken geißeln ließ. Nach
Abbüßung seiner Strafe erhob sich Ekkehard vom Orte seiner Strafe,
um entblößt, wie er war, die Verzeihung des geistlichen Ge-
richtes zu erflehen. Das wurden Konrads Leute und dieser selbst
gewahr und in hellem Zorne über die seinem Abte angethane Be-
schimpfung drang er mit gezücktem Messer in das Kapitel ein, ergriff
den Erzbischof beim Kragen und würde ihn erstochen haben, wenn
sich nicht andere dazwischen geworfen hätten. Daraufhin machte der
Erzbischof, daß er aus Erfurt hinwegkam. — Die Feindseligkeiten be-
gannen mit der Belagerung der kurmainzischen Stadt Fritzlar. Sie
schien erfolglos und die Belagerer, Heinrich und Konrad, rüsteten sich
zum Abzug. Aber die höhnende Beschimpfung durch die Weiber von
Fritzlar brachte Konrad und seine Mannen so in Wut, daß sie am
15. September 1232 die Stadt doch noch eroberten und nun furchtbar
Vergeltung übten.