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schien auch der alte Streit begraben zu sein. Doch war dieser Friedens-
zustand nur scheinbar; Kaiser Friedrich wußte die Neuwahl bis in den
Juni 1243 zu verzögern; der Graf Fiesco von Lavagna, der als
Innocenz IV. den päpstlichen Stuhl bestieg, war genau so gesonnen
wie sein Vorgänger und fest entschlossen, den Kampf mit allen Mitteln
zu Ende zu führen. Wichtig war hierbei die Stellung der deutschen
Fürsten. Noch ehe die Neuwahl des Papstes stattgefunden hatte,
war schon der Mainzer Siegfried von der Sache des Kaisers abge-
fallen und suchte durch den eng mit ihm verbundenen Beichtvater des
Landgrafen, Elger, Grafen von Hohnstein, auf diesen selbst zu wirken.
Noch schwankte Heinrich; da kam Anfang des Jahres 1242 Kaiser
Friedrich selbst nach Deutschland, in aller Stille, und hatte mit dem
so umworbenen Landgrafen eine heimliche Zusammenkunft, wie es
scheint zu Frankfurt, an der auch Elger von Hohnstein teilnahm. Es
gelang dem Kaiser, Heinrich Raspe für sich zu gewinnen, natürlich
nicht ohne gewisse, in diesem Falle ihm kaum schwer werdenden Zu-
geständnisse. Vor allem lag dem Landgrafen an der Belehnung mit
der durch den am 3. Jannar 1242 erfolgten Tode seines Mündels
Hermann erledigten Landgrasschaft, die ohne Anstand erfolgte. Außer-
dem aber ernannte der Kaiser ihn an Stelle des abtrünnigen Sieg-
fried von Mainz zum Reichsverweser und Vormund des jungen
Königs Konrad.
Trotzdem durch solche Gunstbeweise die Stellung Heinrichs zum
Kaiser durchaus gefestigt erschien, ließ die päpstliche Partei nicht ab
mit den Versuchen, den Landgrafen auf ihre Seite herüberzuziehen.
Der neue Papst schrieb sogar am 30. April 1244 in diesem Sinne
an ihn und heischte von ihm die Vollendung eines rühmlichen und
für das Maß seiner Verdienste vorteilhaften Werkes. Wenige Wochen
später gelang es ihm, sich durch listige Flucht nach der Küste Frank-
reichs dem unmittelbaren Machtbereiche des Kaisers zu entzichen.
Nach Lyon berief er das bekannte Konzil des Jahres 1245, auf dem
er am 17. Juli das Absetzungsdekret gegen Friedrich II. verkündete.
Damit war die Zeit Heinrichs gekommen. Auf dem Reichstage zu
Verona, den zu gleicher Zeit mit dem Konzil von Lyon der Kaiser
abhielt, war er schon nicht mehr anwesend. Was noch etwa an Ge-
wissensbedenken bei ihm vorhanden sein mochte, wurde teils durch die