Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Karl dem Großen gegründete Bistum Halberstadt zu guter Ent- 
wickelung, ebenso das von Ludwig dem Frommen gestiftete Hildes- 
heim. 
In dieser Richtung also sorgte dieser Kaiser nach besten Kräften 
nicht nur für die Festhaltung der sächsischen Lande, sondern auch für 
die spätere Gewinnung der ostelbischen Lande. Denn die Kirche war 
in den damaligen Zeiten die einzige Trägerin der Kultur; es hatte 
sich an den Sachsen bewiesen, was sie vermochte, wenngleich noch 
lange nicht alles Heidentum beseitigt war. Mochte sie nun auch ihre 
Kraft jenseits der Elbe bewähren! Aber ein altes obersächsisches 
Sprichwort sagt: „Die überelb'schen Ochsen lernen schwer ziehen!“ 
Nicht nur, daß gegen das Christentum wegen des damit in Aussicht 
stehenden fränkischen Jochs eine politische und nationale Abneigung 
verbunden war, sondern mehr noch machte sich der religiöse Fanatis= 
mus des slavischen Heidentums geltend, der damals ebenso stark für 
die Religion der Väter eintrat und sie mit nationalen Elementen zu 
durchsetzen wußte, wie heute das katholische Polentum unserer Ost- 
provinzen dem vordringenden Deutschtum gegenüber. 
Hierzu kam nun die mit dem inneren Zerwürfnisse wachsende 
Zuversicht der äußeren Feinde, daß das Frankenreich über kurz oder 
lang aufgehört haben werde zu existieren. An den Nordseeküsten 
raubten und sengten die Normannen, in die spanische Mark drangen 
die Araber ein, in Italien stand das Königtum überhaupt nur selten 
auf festen Beinen — warum hätten die Slaven im Osten und Nord- 
osten zurückbleiben sollen? Unsere Erzählung hatte sich schon mit dem 
Dänenkönig Gottfried, seinen Kämpfen mit Karl dem Großen und 
seiner Ermordung beschäftigt, die übrigens nur eine Sühne war 
für einen von ihm an dem auch schon genannten Abodritenfürsten 
Thrasko vollzogenen hinterlistigen Mord. An Gottfrieds Stelle 
hatten die Dänen Harald gesetzt, der aber alsbald von den Söhnen 
seines Vorgängers vertrieben worden war und bei Ludwig dem Frommen 
Zuflucht gesucht hatte. Dieser nun beauftragte 815 Sachsen und 
Abodriten, den verjagten König wieder in sein Land einzusetzen, ohne 
daß es ihnen gelungen wäre, auch nur auf die dänischen Inseln hin- 
überzukommen. Noch schien die Treue der Abodriten unverdächtig; 
auch stellten sie sich auf einem Reichstage zu Compiegne 816 ein,
	        
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