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fängnis. Er war in der Regel der Form des Turmes entsprechend rund
und oben überwölbt. In dem Scheitel des Gewölbes war eine Offnung
ausgespart, groß genug, daß man einen Mann an einem Seile in
das Verließ hinablassen konnte; ein Krug Wasser und ein Stück Brot
folgten ihm auf gleichem Wege als Nahrung. Man kann sich diesen
Aufenthalt nicht schauerlich und ekelhaft genug ausmalen; Licht und Lust
kamen spärlich durch die Luken herein, allerhand Ungeziefer bildete die
Gesellschaft des Gefangenen. Wie groß solche Verließe waren, mag
etwa an dem Beispiele des noch vorhandenen Turmes vom ehemaligen
längst verschwundenen Großenhainer Markgrafenschloß gezeigt werden,
der noch in das 13. Jahrhundert zurückreicht und Zerstörungsversuchen
durch seine gewaltige Festigkeit widerstanden hat. Die Höhe beträgt
ungefähr 20 Meter, die quadratische Grundfläche, die übrigens auch
weiter oben keine Verjüngung erlitten hat, ist 9 0# 9 Meter, dagegen
beträgt die Lichtweite des Turminnern sowohl unten auf der Grund-
fläche als auch für die oberen Räume nur etwas über drei Meter.
Darnach kann man die Annehmlichkeit eines solchen Verließes ungefähr
bemessen.
Das größte und ansehnlichste Gebäude, das dem in den Burg-
hof durch das Thor Eintretenden zunächst ins Auge fiel, war der
sogen. Palas; es ist dasselbe Wort, wie unser späteres in der Bedeutung
etwas emporgeschraubtes Palast (— lat. palatium). Er war durch eine
steinerne Freitreppe vom Hofe aus zugänglich. Über diese gelangte man
in einen großen Saal, der sich durch das ganze Gebäude hinzog und
seine Beleuchtung durch eine Reihe von gekuppelten mit Teilungssäulchen
versehenen Fenstern enthielt, wie dies am Palas der Wartburg zu
ersehen ist. Doch legte man solche gekuppelte Fenster nur an. wo
die Sicherheit es zuließ, wenn also eine Beschießung des Saales
durch die Fenster nicht zu befürchten war. Da die Mauern des Palas
sehr stark waren, so entstanden sehr tiefe Fensternischen, in denen
steinerne Bänke seitlich angebracht waren. Man belegte sie mit Kissen
und Polstern, damit sie namentlich den Edelfrauen als Sitzplätze dienen
möchten. Denn sie besonders nahmen hier gern ihren Aufenthalt, um
entweder auf der einen Seite nach dem Hofe hinaus den ritter-
lichen Spielen der männlichen Hausgenossen zuzuschauen, oder nach
der anderen in die Landschaft hinauszulugen, ob nicht ein Fremder