Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Gestelle nicht dicht an die Wand gerückt wurden, sondern einen Zwischen- 
raum ließen, so konnte sich wohl einer hinter ihnen verbergen. So 
erzählt die Koburger Sage, wie ein hinter diesen Teppichen versteckter 
tückischer Pfaff der Abmachung zwischen der guten Gräfin Beate und 
dem Türmer des Schlosses zugehorcht und darnach einen teuflischen 
Plan gefaßt habe. Graf Hermann fehdete nämlich gegen den Bischof 
von Bamberg, weil dieser den Mörder seines Vaters barg. Hierbei 
gelang es ihm, nicht nur des Mörders, sondern auch zwölf junger 
Dienstmannen des Bischofs Herr zu werden, die auf Geheiß des 
Bischofs mit in den Kampf gezogen waren, ohne von dem eigentlichen 
Grunde der Fehde etwas zu wissen. Der Graf wollte sie, und so“ 
sprach er es aus, zugleich mit dem rotköpfigen Mörder des Vaters um 
die Mitternachtsstunde hinrichten lassen. Er war ein jähzorniger, aber 
sonst guter Mann und auf Bitten seiner Gattin ließ er, ohne daß er 
diese sogleich davon unterrichtet hätte, Gnade für Recht ergehen. Er 
befahl nämlich dem Henker, den Rotkopf zuerst daran zu nehmen im 
Beisein der zwölf Jünglinge, darnach aber nur sovielen den Kopf 
abzuschlagen, als er vom Turme Stunden durch den Wächter ebblasen 
höre. Da ließ die Gräfin den Türmer kommen und bat ihn, nur 
einmal ins Horn zu stoßen für den wirklichen Bösewicht, dann aber 
rasch abzusteigen und den Turm zu verschließen. Das hatte, hinter 
den Teppichen lauernd, der böse Schloßkaplan erhorcht, der auf die 
schmucken Bamberger einen Haß geworfen hatte, weil sie ihn zufällig 
im Jugendübermut ausgelacht hatten. Als num die Richtstunde kam und 
der Henker am wirklichen Verbrecher seines Amtes gewaltet hatte, der 
Wärter aber seinem Befehle gemäß vom Turm gegangen war, ertönten 
auf einmal zwölf Hornstöße und einer nach dem andern der zwölf 
wackeren jungen Mannen wurde enthauptet: der böse Pfaff hatte 
sich verborgen gehalten und kaum, daß der Türmer seinen Posten ver- 
lassen, dessen Horn ergriffen und weitergeblasen. Zu spät kam der 
Graf, der dasselbe im Sinne gehabt hatte, wie seine Gemahlin, den 
Wächter nämlich nur zu einer Vollstreckung blasen zu lassen. 
Wutentbrannt ergriff er den schlimmen Pfaffen und warf ihn über die 
Turmzinnen in die Tiefe. Noch soll in wüsten Sturmnächten der böse 
Mensch an Läden und Fenstern rütteln; dann wissen die Koburger, wer 
es ist, und raunen sich zu: „Malchus ruft!“
	        
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