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Welche Romantik verbindet sich doch mit der Vorstellung ritter-
lichen Lebens in ritterlicher Zeit! Und doch ist die eigentliche Blüte
dieses Lebens nur eine kurze gewesen und schon in dieser Blütezeit
gewahren wir die deutlichen Vorzeichen des beginnenden Verfalls.
Wie zeitig begegnen wir dem Raubrittertume, das Hand in Hand
geht mit dem unseligen, zügellosen Fehdewesen, von dem schon oft
genug gesprochen worden ist. Wenn es aber in dem alten Reime
heißt:
Reiten und Rauben ist keine Schande,
Es thun es die Besten im ganzen Lande,
so müssen wir uns, nach Abzug der darin liegenden lbertreibung, doch
fragen; wie kam es, daß der auf so ideale Verpflichtungen vereidigte
Ritter auf das gemeine Verbrechen des Straßenraubs geriet und darin
nicht nur keine Schande, sondern sogar eine mit der Standesehre völlig
zu vereinbarende Berechtigung fand? Die Antwort giebt die wirt-
schaftliche Umgestaltung Deutschlands, von der früher schon bei
Gelegenheit der aufstrebenden lombardischen Städte beiläufig die Rede
gewesen ist: an die Stelle der Naturalwirtschaft trat die Geldwirtschaft,
an die Stelle des selbstzufriedenen Ausbaues der cigenen Scholle und der
Lgenügsamen Hausindustrie gegenseitiger Austausch des Produzierten auf
Grund eines durch einen größeren Markt bestimmten Preises und mannig-
sache Entwickelung selbständiger Gewerbe in der Stadt. Das durch die
Kreuzzüge mit dem Orient und dessen vorgeschrittener Kultur vertraut
gewordene Zeitalter begnügte sich nicht mehr mit der anspruchslosen
Einfachheit der Väter. Das erwachende Bedürfnis ließ zwischen den
Häfen der Levante und denen Italiens einen regen Handelsverkehr
entstehen, der zu gleicher Zeit, um Austauschobjekte zu haben, indu-
strielle Kunstfertigkeit emporblühen ließ. Bei dem engen Verkehr aber
zwischen Deutschland und Italien, das ja bis zum Niedergange der
Stauffen eine politische Einheit bildete, konnte es nicht ausbleiben,
daß auch die deutschen Städte an dieser Neuentwickelung Anteil nahmen.
Insbesondere die an den ausmündenden Alpenstraßen und der Donau
und dann die am Rheine gelegenen städtischen Gemeinwesen, die zu
Siapelplätzen für den Handel nach Burgund, Holland und England
wurden, sahen sich gern in diese Neuentwickelung hineingezogen, die
kaufmännischen Unternehmungsgeist und jeden handfertigen Fleiß reich-