Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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lich lohnte und eine behaglichere, sinnenfreudige Ausgestaltung des 
Lebens ermöglichte. Wie stand das Rittertum dieser neuen Phase 
unserer Geschichte gegenüber? Trotz aller ritterlichen Rüstung unge- 
rüstet, trotz allen ritterlichen Mutes hilflos. Denn am Handel oder 
gar am Handwerke sich zu beteiligen, verbot dem Ritter die Standeschre; 
selbst auf dem ihm zunächst liegenden Gebiete der Landwirtschaft machte 
ihm die intensivere und rationellere Bebauung, welche die Städte ihren 
Ländereien angedeihen ließen, wirksame und fühlbare Konkurrenz. Da- 
zu kam der Abgang an Arbeitskräften. Der Hörige oder der Leib- 
eigene des ritterlichen Grundbesitzers entfloh der fesselnden Scholle 
und fand in der Stadt als neue Arbeitskraft willkommenheißende 
Aufnahme; alle Gesetze dagegen, alle Reklamationen fruchteten nichts. 
Der Ritter aber lernte den in den Städten mit wachsendem Wohlstande 
sich mehrenden Luxus kennen, er wollte dessen auch mit genießen; 
so erforderte es auch die Standesehre; der Reichere gab das Vorbild, 
dem der weniger Vermögende folgen mußte. So geriet man bald in 
finanzielle Abhängigkeit von den Städten. So lange noch die Stauffen 
den Heerbann aufboten und nach Italien zogen, oder auch die Kriege 
Frankreichs mit England oder die Kämpfe gegen Dänemark und die 
Slaoven die ritterlichen Streitkräfte in Anspruch nahmen, konnte man 
durch Beute und sonstiges Kriegsglück sich wohl noch ab und zu auf- 
helfen. Aber seit Friedrich II. sein Interesse wesentlich auf Italien 
beschränkte und namentlich während des Interregnums und in der Zeit 
bis Heinrich VII. versumpfte der kleinere Adel politisch wie wirtschaftlich, 
was ja eng zusammenhängt. Um sich das Dasein zu fristen, das 
übrigens durch den Landesfürsten und seine eben in dieser Zeit empor- 
wachsende und selbständig werdende Macht ebensosehr politisch bedroht 
war, wie wirtschaftlich durch die Städte, legte er sich auf den Raub. 
Er nahm gewissermaßen Rache an jenen Neubildungen, die ihm, ohne 
daß er recht eigentlich ahnte warum, den Boden unter den Füßen 
streitig machten. Was er so mit Gewalt erraffte, erschien ihm ehren- 
voller erworben zu sein, als der Gewinn des weite Unternehmungen 
planenden Kaufmanns oder der mit harter Arbeit erworbene Lohn 
des nimmermüden städtischen Handwerkers. Es ist merkwürdig, wie 
wenig man Empfindung für das wenig Ehrenvolle eines solchen Er- 
werbes hatte. In Thüringen entwickelten sich Erfurt, Mühlhausen,
	        
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