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der Botmäßigkeit des Landgrafen zu entziehen trachteten, bäumten sie
sich gegen die Abhängigkeit vom Mainzer Stuhle. Als der Erzbischof
im Jahre 1244 seine Ränke anspann gegen den Kaiser Friedrich, benutzte
die Stadt den Zwiespalt und lehnte sich gegen des Erzbischofs Regiment
auf. Sie wurde dafür mit dem Interdikt belegt und Geistliche und Mönche
wanderten aus, bis ein Vergleich den Hader endete. Siegfried von
Epypstein, der damalige Erzbischof von Mainz, von dessen Grabdenkmal
oben (S. 308) eine Abbildung gegeben wurde, starb 1249. Sein zweiter
Nachfolger, Gerhard I., wußte sich besser mit den Erfurtern zu stellen.
Er gewährte ihnen ein paar Jahre nach seinem 1251 erfolgten Amts-
antritt eine selbständige Stadtverwaltung oder wenigstens die Anfänge
zu einer solchen. Zwei Ratsmeister mit zwölf Beisitzern sollten das
Polizeiwesen der Stadt, die Aufnahme neuer Bürger und die Voll-
streckung der gerichtlichen Urteile besorgen, ohne daß deshalb die erz-
bischöfliche Vogtei, die sich meist in den Händen der Grafen von
Gleichen befand, und das Amt des erzbischöflichen Vizedoms damit
aufgehört hätte. Aber schon 1290 verkauften die Grafen von Gleichen
ihr Vogteirecht an die Stadt. Auch erweiterte Erfurt mit zunehmen-
dem Reichtume sein Stadtgebiet. Daß es schließlich aus den Streitig-
keiten mit Friedrich dem Freidigen die Grafschaft an der schmalen
Gera behielt, ist erzählt worden; es erwarb aber auch die Herrschaften
Capellendorf, Mühlberg, Tonndorf, Großsömmerda und andere Güter.
Nächst Erfurt blühte Eisenach empor, das namentlich an Her-
mann I. einen gütigen Herren sand. Unter ihm entwickelte sich das
Gewerbe, für das er besondere Gassen anlegte, wie die Schmelzergasse,
die Goldschmiedsgasse; auch hier erscheinen seit Hermann I in einer
besonderen Gasse die Juden. Hermann schmückte die Stadt mit dem
Katharinenkloster und der Katharinenkirche und veranlaßte durch
die Verlegung der drei Jahrn ä#kte vor die Thore die Anlage
neuer Vorstädte. Tuchmacher und Leineweber zeigten sich thätig,
Glocken wurden gegossen, Orgeln gebaut. Das Münzrecht, das auch
Erfurt, Weißensee, Arnstadt, vor allem die königlichen Städte Mühl-
hausen und Nordhausen, also vielmehr Städte als in Meißen besaßen,
wirkte wirtschaftlich fördernd ein. Aber eine unabhängige Stellung
unmittelbar unter dem Kaiser, wie sie auch Erfurt gern gehabt hätte,
errang Eisenach ebensowenig, wie die anderen thüringischen Städte.