Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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der Botmäßigkeit des Landgrafen zu entziehen trachteten, bäumten sie 
sich gegen die Abhängigkeit vom Mainzer Stuhle. Als der Erzbischof 
im Jahre 1244 seine Ränke anspann gegen den Kaiser Friedrich, benutzte 
die Stadt den Zwiespalt und lehnte sich gegen des Erzbischofs Regiment 
auf. Sie wurde dafür mit dem Interdikt belegt und Geistliche und Mönche 
wanderten aus, bis ein Vergleich den Hader endete. Siegfried von 
Epypstein, der damalige Erzbischof von Mainz, von dessen Grabdenkmal 
oben (S. 308) eine Abbildung gegeben wurde, starb 1249. Sein zweiter 
Nachfolger, Gerhard I., wußte sich besser mit den Erfurtern zu stellen. 
Er gewährte ihnen ein paar Jahre nach seinem 1251 erfolgten Amts- 
antritt eine selbständige Stadtverwaltung oder wenigstens die Anfänge 
zu einer solchen. Zwei Ratsmeister mit zwölf Beisitzern sollten das 
Polizeiwesen der Stadt, die Aufnahme neuer Bürger und die Voll- 
streckung der gerichtlichen Urteile besorgen, ohne daß deshalb die erz- 
bischöfliche Vogtei, die sich meist in den Händen der Grafen von 
Gleichen befand, und das Amt des erzbischöflichen Vizedoms damit 
aufgehört hätte. Aber schon 1290 verkauften die Grafen von Gleichen 
ihr Vogteirecht an die Stadt. Auch erweiterte Erfurt mit zunehmen- 
dem Reichtume sein Stadtgebiet. Daß es schließlich aus den Streitig- 
keiten mit Friedrich dem Freidigen die Grafschaft an der schmalen 
Gera behielt, ist erzählt worden; es erwarb aber auch die Herrschaften 
Capellendorf, Mühlberg, Tonndorf, Großsömmerda und andere Güter. 
Nächst Erfurt blühte Eisenach empor, das namentlich an Her- 
mann I. einen gütigen Herren sand. Unter ihm entwickelte sich das 
Gewerbe, für das er besondere Gassen anlegte, wie die Schmelzergasse, 
die Goldschmiedsgasse; auch hier erscheinen seit Hermann I in einer 
besonderen Gasse die Juden. Hermann schmückte die Stadt mit dem 
Katharinenkloster und der Katharinenkirche und veranlaßte durch 
die Verlegung der drei Jahrn ä#kte vor die Thore die Anlage 
neuer Vorstädte. Tuchmacher und Leineweber zeigten sich thätig, 
Glocken wurden gegossen, Orgeln gebaut. Das Münzrecht, das auch 
Erfurt, Weißensee, Arnstadt, vor allem die königlichen Städte Mühl- 
hausen und Nordhausen, also vielmehr Städte als in Meißen besaßen, 
wirkte wirtschaftlich fördernd ein. Aber eine unabhängige Stellung 
unmittelbar unter dem Kaiser, wie sie auch Erfurt gern gehabt hätte, 
errang Eisenach ebensowenig, wie die anderen thüringischen Städte.
	        
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