Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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neuen Entwickelung, indem da schon 1227 neben dem markgräflichen 
Vogte vierundzwanzig Geschworene aus der Bürgerschaft und 1241 auch 
Ratmannen genannt werden. In Leipzig wird 1270 noch der mark- 
gräfliche Schultheiß allein als Vorstand der Stabtverwaltung erwähnt, 
seit 1272 zusammen mit Ratmannen, 1292 zusammen mit dem Bürger- 
meister 1294 waren dann auch zu Freiberg die Vierundzwanzig ohne 
den Vogt nach der Verordnung Friedrichs des Freidigen gewaltig, 
sein Recht zu rügen und alles dasjenige festzusetzen, was ihm, der 
Stadt und dem Bergwerke nützlich wäre. 
Es ist früher darauf hingewiesen worden, daß in jener ersten 
Kulturperiode, die wir etwa bis Konrad den Großen von Wettin für 
die meißnischen Lande rechneten, von einem entwickelten städtischen 
Handwerke noch nicht die Rede war. Noch waren damals auf jedem 
Herrenhofe die Arbeitshäuser, in denen die Hörigen den Bedarf des 
Hauses anfertigten. Es stellte sich aber allmählich heraus, daß die 
städtische Arbeit wegen des reichlicheren Zusammenflusses von Roh- 
material und Arbeitskräften sich billiger gestaltete. Zudem verlangte 
der intensiver werdende Anbau des Ackers alle verfügbaren Arbeits- 
krüfte, abgesehen davon, daß der hörige Arbeiter gern nach der Stadt 
entwich, um dort in freier Luft frei zu werden, wie der alte für 
Thüringen auch durch eine Verordnung Albrechts des Entarteten 
seinem Simme nach bestätigte Rechtsgrundsatz besagte. Anfänglich war 
der städtische Handwerker in seinem Betriebe durch seine wirtschaftliche 
Lage beschränkt gewesen. Nur spärliches Werkzeug besaß er, nicht 
entfernt war er in der Lage, mit allein von ihm gestellten Rohstoffen 
auf eigene Gefahr zu arbeiten. Er hatte anfänglich auf Kosten des 
jeweiligen Kunden mit dem Material gearbeitet, das er von diesem 
erhielt. So wurde dem Schmiede das Eisen, dem Kerzengießer das 
Wachs, dem Schreiner das Holz, dem Kannengießer Zinn, dem Ofen- 
scher Kacheln, Dachsteine, Lehm und Haare von den Kunden geliefert. 
Aber aus dieser Abhängigkeit arbeitete er sich durch seiner Hände 
Fleiß empor, er that sich mit anderen seines Gleichen zusammen, um 
das Rohmaterial reichlicher und besser mit geeinten Mitteln erwerben 
zu können, oder auch um kostspieligere Einrichtungen, wie Walkmühlen, 
Bleichereien, Tuchrahmen zu beschaffen. Auf diese Art hat man sich 
wohl das Entstehen der Zünfte zu denken, deren Anfänge in Dunkel
	        
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