Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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lanten oder Geißler, die in den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts 
zuerst in Deutschland auftraten, nachdem die Bewegung erst in Italien 
bemerklich geworden war. Das Charakteristische an dieser Erscheinung war 
das bewußte Streben, ohne Zuthun der Kirche durch eigene Buße sich die 
Gnade Gottes erwerben zu wollen. Mit entblößtem Oberkörper wallten 
Edle und Unedle, Greise, Männer, Jünglinge, selbst Knaben paarweise 
in feierlichem Aufzuge durch die Städte und Dörfer und schlugen sich 
mit ledernen Geißelriemen, in denen wohl auch noch Nägel stalen, 
über die Schulter, so daß das Blut herabfloß. Die Geistlichkeit wurd 
dem Treiben bald abhold, da es ja auf Emanzipation von der Kirche 
hinarbeitete; überdies nahmen an den Geißlerfahrten bald auch recht 
fragwürdige Elemente teil und machten sie zur Landplage, so daß 
Bischof Dietrich von Naumburg und Bischof Albert von Meißen die 
Flagellanten exkommunizierten und die Wallfahrten verboten. Be- 
kanntlich lebte die Bewegung wieder auf, als 1348 und 1349 die 
große Pest nach Deutschland kam. 
Was den geistlichen Besitz in den thüringischen und meißnischen Landen 
betrifft, so reichte nach Thüringen, wie bekannt, vor allem das Erzbistum 
Mainz herein; der Besitz von Erfurt konnte dem erzbischöflichen Krumm- 
stabe nicht streitig gemacht werden, trotz aller Versuche der Landgrafen, die 
Stadt sich zu eigen zu machen, und trotz aller Versuche der Stadt, sich 
dem Erzbischof gegenüber eine Art Reichsfreiheit zu konstruieren. Das 
zwiespältige Verhältnis zwischen erzbischöflicher und landgräflicher Ober- 
hoheit bewahrte zwar die Stadt vor der unbedingten Unterordnung 
unter das eine oder andere Regiment, beraubte sie aber zugleich des 
Vorzugs einer einheitlichen politischen Entwickelung und machte den 
Charakter der Stadt zu einem unruhigen, wenig verläßlichen. Zu 
Mainz gehörten fernerhin Besitzungen auf dem Eichsfelde um Heiligen- 
stadt, nach Duderstadt hin und im Leinethal um Nordheim, endlich 
einige zerstreut in Thüringen liegende Güter. Die Umgegend aber 
von Duderstadt selbst gehörte den Abteien von Gandersheim und 
Quedlinburg. Im Nordosten des thüringischen Landes breitete sich 
an der Saale westlich und östlich von Halle das Erzbistum Magde- 
burg aus; die ihm unterstehenden Bistümer von Merseburg und Naum- 
burg-Zeitz hatten ihr Gebiet wesentlich an der Saale und Elster liegen, 
und zwar Merseburg zwischen der Saale und dem Unterlauf der Elster, 
Sturmhoefel. Geschichte der sächsischen Lande.
	        
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