Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

  
  
  
  
  
in dem auf Veranlassung des Land- 
grafen Hermann I. von Thüringen ge- 
schriebenen Psalterium in der Königl. 
IUchulen waren in der Regel mit den 
Klöstern und Kirchen verbunden, 
deren Hauptziel zumeist nur die 
Vorbereitung der Knaben und 
Novizen auf die Besorgung des 
Gottesdienstes war. Im Jahre 
1205 entstand mit dem Kloster 
zu St. Afra die Schule gleichen 
Namens, 1213 verband sich wohl 
ebenfalls mit dem neugegründeten 
Thomaskloster zu Leipzig gleich 
eine ebensolche Anstalt; die Schule 
zum heiligen Kreuz in Dresden 
wird urkundlich zuerst im Jahre 
1300 erwähnt; auch sie war ur- 
Bibliothek zu Stuttgart. sprünglich nur eine zur Heranbil- 
dung von Kirchensängern und 
Meßknaben bestimmte Pfarrschule und stand unter der Oberaussicht des 
Bischofs von Meißen. Geleitet wurden diese Schulen durch einen geist- 
lichen Scholastikus und einen natürlich auch geistlichen Kantor. Von dem 
Wissen und dem Charakter eines solchen Schulleiters hing es selbst- 
verständlich ab, ob die ihm anvertrauten Knaben außer der kirchlichen 
Unterweisung auch noch anderes Wissen sich aneignen konnten. War 
der Scholastikus auch in diesem Sinne seinem Amte gewachsen, so sah 
er bald andere Schüler unter seiner Schar, die nicht die geistliche Lauf- 
bahn einschlagen wollten. Das Bedürfnis nach nichtgeistlicher Unter- 
weisung führte zur Gründung der sogenannten Stadtschulen, in denen 
neben dem geistlichen Unterricht vor allem auch Lesen und Schreiben 
getrieben wurde. Bei Gründung solcher Schulen mußte man die 
Erlaubnis des Diözesanbischofs einholen oder bei dessen abschlägigem 
Bescheide oder im Falle einer Vakanz die des Papstes zu Rom. Das 
Bestreben der Bürgerschaft, neue Schulen zu gründen und das Patronats- 
recht darüber zu erlangen, stieß namentlich in Städten, wo Dom--, 
Stifts= oder Klosterschulen schon bestanden, auf den Widerstand der 
Geistlichkeit, die sich in ihren Interessen und ihrem Einflusse beschränkt 
sah. So scheiterten in Leipzig alle Versuche der Stadt, eine eigene
	        
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