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Arnulf von Kärnten.
Es ist das letzte Aufleuchten der alten Karolingischen Herrlich-
keit, das uns aus der Regierung dieses unebenbürtigen Ururenkels
Karls des Großen entgegenschimmert. Seine Stellung war ungemein
schwierig. Denn ebensosehr wie die deutschen Reichsfürsten, die mit
dem Niedergange des Reiches immer selbständiger geworden waren,
und aus dem erblichen Königtum ein Wahlkönigtum machten, einen
energischen Führer nach außen verlangten, ebensowenig wollten sie sich
die gleiche Eigenschaft nach innen gefallen lassen und verstrickten den
neuen König in allerhand ihnen selbst günstigen Bedingungen; er
mußte dazu um so mehr seine Zustimmung geben, als seine illegitime
Abkunft ihm von vornherein schädlich war. Nach wie vor aber pochten
an des Reiches Grenze im Nordwesten die Normannen, im Südosten
ind Osten die Slaven. Von den Kämpfen Ludwigs des Deutschen
gegen die Mähren war schon die Rede. Gerade dieser Stamm warf
sich zur Führerschaft der Slaven auf und fand an Swatopluk oder
Swentibold einen kühnen Führer, und gegen ihn mußte sich Arnulfs
Schwert zunächst wenden. Als er aber schon kampfgerüstet an der
mährischen Grenze dem wilden Slavenfürsten gegenüberstand, vernahm
er die Trauerkunde, daß seine wider die Normannen gesandten Krieger-
scharen von diesem schlauen und verwegenen Feinde bei Mastricht um-
gangen und fast gänzlich aufgerieben worden waren. Da überließ er
die Hut der Ostmark einer bayrischen Heeresabteilung und eilte mit
dem ostfränkischen Aufgebote nach dem Niederrhein. Bei Löwen un
der Dyle hatte der Feind ein festes, durch allerhand Verhaue und
Schanzwerke, ja durch Sümpfe geschütztes Lager bezogen. Für die
fränkischen Ritter schien das Bollwerk uneinnehmbar. Aber das auf-
mmternde Beispiel des Königs, der vom Rosse stieg und den Seinen
voranstürmte, führte zu jenem herrlichen Siege, der die Normannen
dauernd aus deutschem Lande wies (891).
Bald darnach hatte Arnulf Gelegenheit, sich mit Thüringen zu
beschäftigen. Dort gebot, wie erzählt wurde, Graf Poppo, der zwar
über die Sorben siegte, dann aber durch die Kämpfe mit dem mäch-
tigen Egino um die Erweiterung seiner Hausmacht eben diese Macht
und sein Ansehen sowohl im Reiche als bei den Slaven minderte.