Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Magnus diese Besonderheit dadurch erklären zu können, daß er in der 
Gegend früher ein Übermaß von Quecksilber als vorhanden gewesen 
annimmt. Damit wissen wir allerdings noch nicht, wie das hin- 
gekommen ist. 
War also die Entstehung der Metalle eine wunderbare, so konnte 
die so heiß gewünschte Auffindung der edlen Metallarten wohl auch nur 
am besten auf wunderbare Weise bewerkstelligt werden. Dazu diente 
nach altgermanischem, ja in gewissem Sinne auch schon von den Römern 
und Juden geteilten, Glauben die Wünschelrute, die auch den Namen 
Schlagrute, Bergrute, Glücksrute trug, gewöhnlich von Holz war, und 
zwar im Erzgebirge meist von der Haselstaude genommen wurde. Man 
nahm nämlich an, daß zur Auffindung von Silbergängen Ruten von 
Haselholz besonders geeignet seien, während eichene größere Anzeige- 
fähigkeit für Kupfer, tannene für Blei und Zinn besäßen, weidene und 
erlene dagegen Wasserquellen anwiesen; eiserne oder stählerne dagegen 
sollten das Aufsuchen von Goldgängen erleichtern. Der Baum oder 
Strauch, von dem die hölzerne Rute geschnitten werden sollte, 
mußte in solchen Gegenden wachsen, wo sich bekannterweise Gänge 
fanden, und die Rute mußte mit der Zwiesel, d. h. gabelförmig, schon 
am Baume angesetzt haben. Auch war es gar nicht gleichgültig, zu 
welcher Tages= oder Jahreszeit man sie abgeschnitten hatte. Da 
meinten etliche, sie müsse an einem Sonntage nach dem Neumonde 
früh am Morgen vor dem Aufgange der Sonne geschnitten sein, und 
zwar am besten im September und Dezember. Andere empfahlen 
hierzu den Charfreitag, oder falls man nicht bis zu diesem Tage warten 
wolle, einen Sontag vorher, wo der Mond voll sei u. s. w. Es 
fehlte auch nicht an solchen, die allein die Johannisnacht als passende 
Zeit anerkannten; da mußte man die Rute aber nackt zwischen 11 und 
12 Uhr schneiden, und zwar von unten her, stehend, der aufgehenden 
Sonne zu, mit drei Schnitten im Namen der heiligen Dreifaltigkeit. 
Es wurden auch eine Reihe von bestimmten Formeln gemurmelt, in 
denen wiederum die Dreifaltigkeit, aber auch die Mutter Gottes ver- 
treten war. — Von der so gewonnenen gabelförmigen Rute, deren 
Hauptende in der Regel etwas kürzer, die beiden „Hörner“ länger 
waren, damit man bei öfterem Gebrauche etwas abschneiden könne, 
faßte der „Rutengänger“ die beiden Hörner mit beiden Händen so,
	        
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