Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 541 — 
Josef diese Seite abschließt, während auf der anderen Seite die an- 
betenden drei Könige angebracht sind. Das Ganze erweckt durch 
seinen harmonischen Aufbau, seine edle Gliederung, seinen Gestalten- 
reichtum und durch seine glänzende technische Ausführung immer neue 
Bewunderung. 
Die Privatbauten in den Städten waren im —-- zu den 
kirchlichen einfach genug. Noch immer wurde viel mit Holz gebaut 
und die Dächer selten mit Kupfer oder Ziegeln gedeckt, sondern meist 
mit Schindeln. Daher die vielen Feuersbrünste, die sowohl die 
thüringischen als die meißnischen Städte heimgesucht haben. Das Feuer 
griff in der Regel darum auch mit großer Schnelligkeit um sich, weil 
trotz wiederholt eingeschärfter Vorschristen die Häuser keine Brand- 
mauern hatten, ja die trennende Lehmwand nicht einmal immer ganz 
zugemacht war. Die Decher ragten vielfach, durch Säulen gestützt, 
über die Straße vor. Nach der alten Bauordnung durfte jeder 
3½ Fuß, also einen Meter, über die Straße hinausbauen und der 
Mist vor dem Hause gehörte dem Besitzer, soweit seine äußersten 
Säulen reichten. Dafür war der Besitzer verpflichtet, den Weg vor 
seiner Thür nach bestem Vermögen zu bessern. Von der Reinlichkeit 
der Straßen giebt die eben erwähnte Bestimmung ein deutliches 
Bild; so sah es aber auch auf den Plätzen aus, da die Bürger ja 
selbst Vieh hielten und aus= und eintrieben, alles Schlachtvieh aber 
auf dem Markte zum Verkaufe ausgestellt wurde. Heinrich der Er- 
lauchte schenkte 1258 in zwei besonderen Urkunden dem Hospitale zu 
St. Johannis zu Freiberg allen Dünger, der auf dem Markte gesammelt 
wurde, zu einem freien Besitztume und schärfte ein, daß dem Hospitale in 
der Ausnutzung dieses Privilegs niemand hinderlich sein solle. Die 
Abfallwässer fanden in Freiberg Abfluß durch einen großartigen Bau, 
der sich unter der Stadt hinzog und noch in einzelnen Teilen erhalten 
ist. Er ist 2 bis 2½ Meter, an einigen Stellen sogar über 3 Meter 
tief und muß mit seinen Bogenmauern, seinen in Turmform ausgemauerten 
runden Schächten, seinen steinernen und eichenen Gerinnen mit einem 
bedeutenden Geldaufwande in einer reichen Zeit, und zwar schon sehr 
früh erbaut worden sein. Bei der Enge der Stadtanlage konnten sich 
die Bürgerhäuser weder in der Breite, noch in der Tiefe sehr aus- 
dehnen. So fing man frühzeitig an, mehrere Stockwerke über einander
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.