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Vasallen und dergleichen zu thun hatte. Bei ihrer vom deutschen
Schauplatze entfernten Lage bedienten sich die Neapolitaner des eng
verwandten französischen Königshauses und des Papstes, damals
Johanns XXI. (1316—1334), der seit der Übersicdelung der Kurie
nach Frankreich zu einem französischen Hofbischof herabgesunken war.
Die Doppelwahl des Jahres 1314 arbeitete jenen Reichsfeinden in
die Hände; als dann aber nach der Mühldorfer Schlacht Ludwig zur
alleinigen Macht gelangt war und ein Zug nach Italien in nächster
Aussicht stand, griff Papst Johann ein und eröffnete am 8. Oktober
1323 den krrchlichen Prozeß gegen Ludtvig, den er der Anmaßung
der königlichen Krone beschuldigte, zur Niegerlegung seiner Würde auf-
forderte und zur Verantwortung nach Avignon zitierte. Da Ludwig
dieser unerhörten päpstlichen Anmaßung gegenüber sich ablehnend ver-
hielt und die ihm gestellten Termine verstreichen ließ, so sprach
Johann XXII. am 23. März 1324 den Bann über ihn aus und
erklärte ihn nach Ablauf einer weiteren zur Rechtfertigung gestellten,
aber nicht beachteten Frist am 11. Juli 1324 des Reiches für ver-
Zu nebenstehendem Bilde.
Ludwig der Bayer. Das Original dieser lebensgroßen Figur bestcht
aus rotem Sandstein und gehön zu den geretteten Bruchstücken des 1812 zerstörten
Kaufhauses zu Mainz. (Anfang des 14. Jahrh.) Die Figur zeigt die fortgeschrittene
Entwickelung der ritterlichen Waffentracht. Die Brünne bedeckt den ganzen Körper
und wird über einem mit Baumwolle gesteppten wollenen oder ledernen Wamms
getragen. Sie ist nur noch sichtbar an Armen und Beinen und hängt zusammen
mit den Handschuhen bezw. Fäustlingen; an den Knieen zeigt sich schon eine
Verstärlung in Form von aufgeschnallten Eisenbuckeln. Uber der Brünne trägt
der Ritter den Wafsenrock (Brünnirock); er ward im Laufe der Zeit immer enger,
zum Reiten ist er vorn, hinten und an der Seite aufgeschnitten. Die kurzen Armel
des Brünnlrocks sowie das Unterlager der Kniebuckel endigen der Mode der Zeit
entsprechend in Zatteln. — Selbständig ist die Helmbrünne geworden, welche mit
der Halsberge zusammen ein neues Rüststück bildet. Auf derselben sitzt, später mit
ihr verbunden, die „kleine Beckenhaube“, die der Ritter unter dem eigentlichen Kübel-
helm trägt. Letzterer hängt meist an einer Kette auf dem Rücken. Beckenhaube und
Kübelhelm zeigen in diesem Falle einen Kronenreif als Verzierung, der Kübelhelm trägt
das Zimier. Der Schild hängt an der „Schildfessel“ auf der Brust und zeigt den
damals noch einköpfigen Reichsadler. Dolch und Schwert hängen an einer schmalen
Koppel und werden noch überdies durch eine Kette gehalten, die vorn auf der Brust
befestigt ist. Diese Sitte begann mit dem 14. Jahrhundert und dauerte bis in die
zweite Hälfte desselben. (Hefner-Alteneck.)