Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

— 554 — 
Vasallen und dergleichen zu thun hatte. Bei ihrer vom deutschen 
Schauplatze entfernten Lage bedienten sich die Neapolitaner des eng 
verwandten französischen Königshauses und des Papstes, damals 
Johanns XXI. (1316—1334), der seit der Übersicdelung der Kurie 
nach Frankreich zu einem französischen Hofbischof herabgesunken war. 
Die Doppelwahl des Jahres 1314 arbeitete jenen Reichsfeinden in 
die Hände; als dann aber nach der Mühldorfer Schlacht Ludwig zur 
alleinigen Macht gelangt war und ein Zug nach Italien in nächster 
Aussicht stand, griff Papst Johann ein und eröffnete am 8. Oktober 
1323 den krrchlichen Prozeß gegen Ludtvig, den er der Anmaßung 
der königlichen Krone beschuldigte, zur Niegerlegung seiner Würde auf- 
forderte und zur Verantwortung nach Avignon zitierte. Da Ludwig 
dieser unerhörten päpstlichen Anmaßung gegenüber sich ablehnend ver- 
hielt und die ihm gestellten Termine verstreichen ließ, so sprach 
Johann XXII. am 23. März 1324 den Bann über ihn aus und 
erklärte ihn nach Ablauf einer weiteren zur Rechtfertigung gestellten, 
aber nicht beachteten Frist am 11. Juli 1324 des Reiches für ver- 
Zu nebenstehendem Bilde. 
Ludwig der Bayer. Das Original dieser lebensgroßen Figur bestcht 
aus rotem Sandstein und gehön zu den geretteten Bruchstücken des 1812 zerstörten 
Kaufhauses zu Mainz. (Anfang des 14. Jahrh.) Die Figur zeigt die fortgeschrittene 
Entwickelung der ritterlichen Waffentracht. Die Brünne bedeckt den ganzen Körper 
und wird über einem mit Baumwolle gesteppten wollenen oder ledernen Wamms 
getragen. Sie ist nur noch sichtbar an Armen und Beinen und hängt zusammen 
mit den Handschuhen bezw. Fäustlingen; an den Knieen zeigt sich schon eine 
Verstärlung in Form von aufgeschnallten Eisenbuckeln. Uber der Brünne trägt 
der Ritter den Wafsenrock (Brünnirock); er ward im Laufe der Zeit immer enger, 
zum Reiten ist er vorn, hinten und an der Seite aufgeschnitten. Die kurzen Armel 
des Brünnlrocks sowie das Unterlager der Kniebuckel endigen der Mode der Zeit 
entsprechend in Zatteln. — Selbständig ist die Helmbrünne geworden, welche mit 
der Halsberge zusammen ein neues Rüststück bildet. Auf derselben sitzt, später mit 
ihr verbunden, die „kleine Beckenhaube“, die der Ritter unter dem eigentlichen Kübel- 
helm trägt. Letzterer hängt meist an einer Kette auf dem Rücken. Beckenhaube und 
Kübelhelm zeigen in diesem Falle einen Kronenreif als Verzierung, der Kübelhelm trägt 
das Zimier. Der Schild hängt an der „Schildfessel“ auf der Brust und zeigt den 
damals noch einköpfigen Reichsadler. Dolch und Schwert hängen an einer schmalen 
Koppel und werden noch überdies durch eine Kette gehalten, die vorn auf der Brust 
befestigt ist. Diese Sitte begann mit dem 14. Jahrhundert und dauerte bis in die 
zweite Hälfte desselben. (Hefner-Alteneck.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.