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versuche gemacht, die bei Karl sicher Beifall und Entgegenkommen
gefunden haben. Nicht so bei dem halsstarrigen Wittelsbacher, der
nach der Weigerung seines Schwagers sich an den auch zufällig in
Dresden aufhältlichen Grafen Günther von Schwarzburg wandte, einen
wackeren und tapferen Mann, aber von geringem politischen Blick und
vor allem ohne namhafte Macht; er gewann ihn thatsächlich, trotz-
dem daß Friedrich dringend abriet, am 9. Dezember 1348 als Gegen-
könig. Die Wahl erfolgte am 30. Januar 1349 durch dieselben
Fürsten, die ihre Stimmen schon dem Landgrafen Friedrich zur Ber-
fügung gestellt hatten. Kaiser Karl aber blieb volle vier Wochen in
Dresden, und das Ergebnis war ein Bündnis zwischen ihm und dem
Landgrafen, das sich auch auf dessen Söhne und auf die Brüder des
Kaisers, Johann und Wenzel, ausdehnte. Doch bedang sich in Er-
innerung an seine früheren Beziehungen zu den Wittelsbachern Friedrich
aus, ein Jahr lang nur zur Verteidigung Böhmens gegen Ludwig
und seine Brüder ins Feld ziehen zu müssen. Zugleich erhielt er eine
weitere Anweisung auf 4000 Prager Schocke und das Versprechen
des Königs, mit dem Gegenkönig Günther von Schwarzburg keinen
Separatfrieden schließen zu wollen.
Dies giebt uns eine weitere Erklärung für den Parteiwechsel
Friedrichs. Der neue König der wittelsbachischen Partei konnte unter
Umständen doch noch zu einem gewissen Ansehen kommen, und dann
war die landesherrliche Stellung Friedrichs in Thüringen, die er 1338
durch eine besondere Einschärfung des Landfriedens gewahrt und dann
durch die sogenannte Grafenfehde dauernd gefestigt zu haben hoffte,
aufs neue bedenklich in Frage gestellt. Das Schicksal machte diese
Vorsichtsmaßregel überflüssig. Gestützt auf die ihm anhangenden Städte
der Wetterau und auf den Pfalzgrafen Rudolf II. vermeinte sich
Günther eine Stellung am Rhein erwerben zu können. Aber gerade
seine Hauptstütze, den Pfalzgrafen, wußte ihm Karl IV. in kluger
Weise zu entziehen. Seit kurzem Witwer, zog er Rudolf durch das
Angebot einer Verheiratung mit dessen Tochter zu sich herüber; schon
am 3. März 1349 war die Ehe geschlossen. Auch Ludwig von Branden-
burg sah das Vergebliche seines Kampfes gegen die sicher wachsende
Macht Karls ein. Gegen Anerkennung seiner markgräflichen Stellung
in Brandenburg und das Versprechen, in Avignon auf die Güllig-