Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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überließ. Dann aber fand Waldemar bei den Anhaltinern Unterkunft. 
die des Anstands wegen an seiner Echtheit festhielten. Bei ihnen ist 
er, wie ein fürstlicher Gast geehrt, 1356 gestorben. 
Lange vorher schon, ohne also den endgültigen Ausgang des 
Kampfes noch erlebt zu haben, war Friedrich der Ernsthafte am 
18. November 1349, erst 39 Jahre alt, verschieden; er wurde in der 
von ihm gegründeten Andreaskapelle zu Altenzelle beigesetzt. Er war 
noch Zeuge geworden jener furchtbaren Naturereignisse, die das Jahr 
1348 und seine Nachfolger berüchtigt gemacht haben. Am 25. Jannar 
1348 war zu Villach in Kärnten ein großes Erdbeben erfolgt, das 
die Stadt und mehrere Ortschaften ringsum verwüstete, einen Berg in 
einen See rutschen ließ und dadurch auch allerlei Unheil anrichtete. 
Auch anderswo wurden Erdstöße verspürt und sollen, wie die aufgeregte 
Volksphantasie gesehen haben wollte, allerlei andere furchtbare Phä- 
nomen sichtbar geworden sein. Als man dann von der Pest hörte, 
die auf genuesischen Schiffen aus der Levante in Italien eingeführt 
worden war und den Handelsstraßen folgend ihren Rundzug durch 
Europa begann, da folgte man dem Beispiele der Südfranzosen, die 
in den Juden die Urheber der Pest durch Brunnenvergiftung sehen 
wollten, und beseitigte die Juden allenthalben in Thüringen und Meißen 
mit landgräflicher Erlaubnis, wovon dann noch später die Rede sein 
soll, ebenso wie von den wieder anhebenden Geißlerfahrten. Dann 
aber kam der furchtbare Gast selbst nach Thüringen und Meißen, jedoch 
nicht vor der zweiten Hälfte des Jahres 1349, um auch hier eine 
furchtbare Ernte zu halten, von der freilich die Chronikenschreiber ein 
sicher übertreibendes Bild geben. In Lübeck sollen 90 000 Menschen, 
allein am 18. August 1348 auf einmal 1500, gestorben sein, um nur 
ein Beispiel der krassen Übertreibung zu geben. Für Erfurt wird der 
Verlust der Toten auf 12 000 angegeben, und da die Kirchhöfe in 
der Stadt nicht ausgereicht, so habe man zu Neuseß und unterm 
roten Berge Gruben gemacht und dort die Gestorbenen massenweise 
verscharrt. Für die Gestaltung der deutschen Politik hatte die Pest 
die Folge, daß der Widerstand der oberdeutschen Reichsstädte gegen 
Karl IV. gebrochen wurde, während anderseits Böhmen, von der Pest 
fast verschont, sich unter dem ausgezeichneten Regiment Karls glänzend 
entwickelte. Damit wurde auch Karls IV. Stellung den Wettinern
	        
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