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gegenüber so machtvoll, daß die Nachfolger Friedrichs des Ernsthaften
in der Folgezeit manches auch wider ihren augenblicklichen Vorteil
thun mußten, um sich die Gunst eines so mächtigen Herrn zu erhalten:
freilich ist das Verhältnis auch so nicht ungetrübt geblieben.
Sekretsiegel Friedrichs des Ernsthaften.
Neben dem größeren Haupt= oder Majestätssiegel führten die Wettiner ein
sogenanntes Sekret= oder kleineres Siegel; es ist auch in der Inschrift als solches be-
zeichnet; es wird meistens zu geringeren Ausfertigungen und als Rücksiegel benutzt,
oder auch, wenn das Große nicht zur Hand war. Man verwendete dazu das im
Fingerring befindliche antike Gemmenporträt eines römischen Kaisers. Diesen Stein
benuzzte zuerst Friedrich der Freidige, nach ihm Friedrich der Ernsthafte, dann Friedrich
der Strenge und zuletzt Friedrich der Streitbare. Bei der Siegelung wurde zuerst
die auf einem besonderen Siegel befindliche Umschrift hergestellt, worauf dann der
Landesherr selbst die Gemme in die freigelassene Mitte drückte.
Umschrift: SECRETVM. FRID’ THIVRING LANTG’ETE- MARCH MIS
(ach Posse.)
Die gemeinschaftliche Regierung der Söhne Friedrichs des Ernsthaften.
Von Mechthild, der Tochter des bayerischen Ludwig, die am
2. Juli 1346 zu Meißen verstorben und ebenfalls zu Altenzelle bei-
gesetzt worden war, waren Friedrich dem Ernsthaften zwei Töchter
geschenkt worden und fünf Söhne. Wie erwähnt, heiratete Elisabeth,
allerdings erst nach dem Tode des Vaters, 1350 den Burggrafen
Friedrich V. von Nürnberg und ward so die Stammmutter der branden-