Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

Die Magyaren. 
Arnulf hatte sich allerdings bei seinem Kampfe gegen die Mährcu 
eines Bundesgenossen bedient, der nicht bloß für jene, sondern auch 
für die östlichen deutschen Marken in kurzer Zeit eine furchtbare Ge- 
fahr bilden und die schrecklichen Zeiten der hunnischen und avarischen 
Einfälle wieder ins Gedächtnis bringen sollte. Es war das dem ural- 
altaischen (finnisch-ugrischen) Stamme angehörige Volk der Magyaren 
oder Ungarn, wie die Slaven mit Einfügung eines Nasenlautes den 
Namen Ugri umgestaltet hatten. Vom Ural herkommend, hatten sie sich 
nomadisierend allgemach bis in die Ebene zwischen Don und Dniepr 
gezogen und lebten da unter der Herrschaft der türkischen Chazaren, 
von denen cine Horde, die der Kabaren, zu ihnen übertrat, als sich 
die sieben Einzelhorden, in die sie bis dahin zerfallen waren, unter 
einem gemeinsamen Führer Arpad vereinigt hatten. Von dem türki- 
schen Stamm der Petschenegen weiter nach Westen gedrängt, drückten 
sie ihrerseits auf die Bulgaren jenseits des Pruth und Sereth. Ihre 
Naubzüge in deren und in andere benachbarte Länder gaben den Bul- 
garen und Petschenegen, namentlich den letzteren, Veranlassung, in die 
schutzlosen Dörfer der Magyaren einzufallen und, was sie in Ab- 
wesenheit der streitbaren Männer an Greisen, Frauen und Kindem 
vorfanden, teils hinzumorden, teils in die Gefangenschaft abzuführen. 
Do beschlossen die Magyaren, ihre bisherigen Sitze zu verlassen, und 
wanderten etwa 895 oder 896 über die Karpathen in das Tiefland 
zwischen Theiß und Donau, um bald, wie die Hunnen, an die sie die 
Zeitgenossen in ihrem ganzen Gebaren erinnerten, eine Geißel der 
westlichen Länder zu werden. Im Sommer wohnten sie in Zelten 
von Leder, im Winter in elenden Hütten von Lehm und Holz; ihre 
Gewänder waren Tierhäute, sie schoren ihre Haare und benarbten ihr 
Gesicht; sie waren, wie der gleichzeitige Chronist sagt, langsam in der 
Rede, schnell in ihren Thaten, treulos in ihren Verträgen, und teilten 
den gemeinsamen Vorwurf der Barbaren: zu große Unwissenheit, als 
daß sie den Wert der Wahrhaftigkeit hätten einsehen können, zu viel 
Stolz, um den Bruch der feierlichsten Verpflichtungen zu leugnen oder 
zu beschönigen.
	        
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