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bürtigen Herkunft Arnulfs Anstoß genommen und wollten nicht noch
ein zweites Mal billige Gelegenheit zum Widerspruch bei den kaiser-
feindlichen Parteien schaffen. Überdies gebar 893 Oda, Arnulfs Gattin
einen Sohn, der nach dem Urgroßvater Ludwig genannt wurde. Erz-
bischof Hatto von Mainz und Bischof Adalbert von Augsburg, Arnulfs
Vertraute und Ratgeber, hoben ihn aus der Taufe und sorgten dann
für seine Erziehung. Dieser sechsjährige Knabe wurde nun von den
deutschen Reichsfürsten zum Nachfolger Arnulfs ausersehen. „Wehe
dem Reiche, des König ein Kind ist,.“ rief der Bischof Salomon von
Konstanz mit seinem Namensvetter, dem biblischen Weisen, aus. Er
hatte nur zu recht, denn Ordnung und Sicherheit nahmen im Reiche
mit jedem Tage mehr ab, und es regte sich allenthalben der Wider-
stand gegen die Regierung eines Kindes, die in Wirklichkeit von einem
ehrgeizigen Geistlichen, dem Erzbischof Hatto von Mainz, ausgeübt
wurde, demselben Hatto, an dessen Name sich die wunderliche Sage
vom Mäuseturm bei Bingen knüpft. — Während Ludwigs des Kindes
Herrschaft kam der lange schon glimmende Zwist zwischen den Konradinern
und Babenbergern zum Ausbruche, zu derselben Zeit, da die Ungarn
mit ihren verhereenden Schwärmen ins Reich einbrachen und mehr als
sonst Einigkeit im Innern und eine thatkräftige Oberleitung Bedürfnis
war. Vor dem starken Arme Amulfs sich fürchtend, hatten die beiden
feindlichen Häuser Ruhe gehalten; Ludwigs Ansehen war noch nicht
groß genug, um die Leidenschaften zu bändigen. So zog 902 Adalbert,
Poppos Neffe, mit seinen Brüdern Adalhart und Heinrich von seiner
Burg Babenberg in das Gebiet seines Nachbars, des Würzburger
Bischofs Rudolf, dann in das der Grafen Gebhard und Eberhard und
verwüstete es. Schon aber hatten diese ihre Mannen versammelt, und
in der nun folgenden Schlacht erlitten die Babenberger eine empfind-
liche Niederlage. Der eine der Brüder, Heinrich, wurde in der Schlacht
getötet, der zweite, Adalhart, gefangen genommen und gewissermaßen
zur Sühne für den in der Schlacht tötlich verwundeten Konradiner
Eberhard enthauptet. So blieb Adalbert allein übrig, um den Tod
der Brüder zu rächen. Schon im folgenden Jahre fiel er verwüstend
in die Güter des Würzburgers ein und zwang die Witwe Eberhards,
mit ihren Söhnen im harten Winter aus ihrem Eigen zu fliehen und
jenseits des Spessart bei ihren Schwägern Zuflucht zu suchen. Darauf-