Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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da Graf Siegfried unterdessen (937) gestorben war, dem Grafen Her- 
mann, den man Billungs Sohn nennt, die Grenzgrafschaft, was in 
dessen eigener Familie Neid erregte. — Wie wirksam aber König 
Heinrichs und Siegfrieds Thätigkeit für die Sicherung des Landes 
gegen die äußere Gefahr gewesen war, zeigte sich bald nach Heinrichs 
Tode. Denn auf die Nachricht von seinem Ableben setzten sich sofort 
die Scharen der Ungarn gegen die deutschen Lande, namentlich gegen 
Thüringen und Sachsen, in Bewegung. Aber an den von Heinrich 
errichteten festen Plätzen brach sich die Flut und sie verschonten fortan 
Thüringen gänzlich mit ihren räuberischen Versuchen. Auch hören 
wir von nun an nichts mehr von den Sorben und Daleminziern; sie 
haben sich in ihr Schicksal gefügt und lehnen sich nicht mehr gegen 
die deutsche Herrschaft auf — doch ohne Zweifel ein höchst wertvolles 
Ergebnis von Heinrichs Herrschaft. 
Otto I., der Große. 
Ehe wir in der Geschichte Thüringens und der entstehenden 
Meißner Mark fortfahren, wollen wir erst einen raschen Blick auf die 
unseres großen Vaterlandes unter dem Sohne Heinrichs in dessen 
ersten Jahren werfen, des Sohnes, den der zeitgenössische Chronist 
größer nannte, als den auch von ihm als groß anerkannten Vater- 
Größer war Otto I jedenfalls insofern, als er den Vater an hohem Flug 
seiner Pläne übertraf; auch die Energie, sie durchzusetzen, hatte er vom 
Vater geerbt; nicht immer aber zeigte er dessen für einen Fürsten nicht hoch 
genug anzuschlagende Gabe, sich mit dem Erreichbaren zu bescheiden. 
Der Gedanke, das aufstrebende Stammesherzogtum zu Gunsten einer 
einheitlichen Leitung zu unterdrücken, lag zu nahe, als daß er nicht 
einen Geist von Ottos Beanlagung gereizt haben sollte. Die Nieder- 
werfung der 933 hereinbrechenden Ungarngefahr, die doch nicht bloß 
Thüringen und Sachsen bedroht hatte, hatte den Deutschen wieder 
einmal klar gemacht, daß ein einheitlich anerkanntes Oberhaupt, sobald 
es nur guten Willen und die nötige Thatkraft besitze, ein bewunderns- 
werter Schild und Schirm des Reiches sei; und Heinrich war mehr 
gewesen, als ein gewöhnlicher Mensch. Aber es scheint, als vergäße 
den Söhnen gegenüber, die Gleiches wollen, die Nation die den Vätern 
mit heiligstem Herzensschwur versprochene Dankbarkeit. Gewählt hatten
	        
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