Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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zu Erfurt die Großen des Reiches den Sohn Heinrichs, oder vielmehr 
sie hatten gegen den dort erfolgten väterlichen Vorschlag keine Ein- 
sprache erhoben; und num nach des Vaters Tode, bestätigten sie ihn 
eingedenk des Versprechens als König. Würden sie aber dem Un- 
erprobten staatsmännische Weisheit genug entgegenbringen, um zu 
erkennen, daß auch dem ältesten und erfahrensten Einzelgliede eines großen 
Staatskörpers schließlich nichts anderes übrig bleibt, als freundlicher 
Beirat und, selbst im schlimmsten Falle, Unterordnung, wenn nicht das 
Ganze und damit die Partikularexistenz erst recht Schaden leiden soll? 
Sie brachten sie ihm nicht entgegen, und lange Jahre sind hin- 
gegangen, ehe auch dem letzten geschichtschreibenden Mönche und dem 
lleinsten an deutscher Geschichte mit dem Schwerte beteiligten Grafen 
die Erleuchtung aufging, daß Otto von Sachsen wirklich mehr als 
jeder andere beanlagt war, die deutsche Königskrone zu tragen. Aber 
wer sollte eine Selbstverleugnung von den Reichsfürsten verlangen, 
wenn man sie im eigenen Hause des Königs vermissen mußte? 
Als Otto in Aachen an der geweihten Stelle, die Karl der Große 
erbaut hatte, von der Hand des Erzbischofs Hildebert von Mainz die 
Salbung zum Könige erhalten hatte, da waren die Herzöge in der 
Ausübung der ihnen übertragenen Hofämter thätig gewesen und hatten 
dadurch ihre Unterordnung unter das Königtum versinnbildlicht. Wir 
schen da den Herzog Giselbert von Lothringen als Erzkämmerer für 
die Unterbringung der vielen erlauchten Gäste besorgt, Eberhard von 
Franken als Truchseß, Hermann von Schwaben als Mundschenk und 
Arnulf von Bayern als Marschall. Kaum aber hatte 937 der König 
die namentlich das südliche Deutschland bedrohenden Ungarn verjagt, 
als 938 der neue Herzog von Bayern, Eberhard, ihm den Gehorsam 
aufkündigte, so daß Otto zweimal zur Herstellung seines Ansehens nach 
Bayern ziehen mußte. Er entsetzte Eberhard, der dann in der Ver- 
bannung ein unbekanntes Ende gefunden hat, und machte Berthold, den 
Oheim des Vertriebenen, zum Herzog, entzog ihm aber die Obergewalt 
über die Bischöfe und stellte ihm außerdem in Arnulf, dem zuverlässi- 
geren jüngeren Bruder Eberhards, als Pfalzgrafen einen Beobachter 
zur Seite. Schon aber hatte der Frankenherzog ähnliche Gelüste, wie 
sein bayrischer Namensvetter, gezeigt. Wegen Gewaltthat wider einen 
sächsischen Edelmann in Geldbuße genommen, während seine fränkischen
	        
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