Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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sehens gestoßen. Diese hatten die Mehrzahl ihres Kriegsvolkes schon 
über den Rhein nach Andernach geschickt und waren dem Angriffe 
kaum gewachsen. Eberhard verteidigte sich mit zorniger Tapferkeit, 
wurde aber erschlagen: Giselbert aber, der mit mehreren Genossen in 
einen Nachen gesprungen war, ohne dessen Tragfähigkeit in Betracht 
zu ziehen, wurde mitten im Rhein von den Wellen verschlungen und 
ertrank samt den Genossen. Zwei Herzogtümer waren so mit einem- 
mal erledigt. Franken behielt der König unter seiner unmittelbaren 
Verwaltung; mit den Gütern Eberhards belohnte er die Getreuen, die 
ihm bei Andernach zum Siege verholfen hatten, Hermann von Schwaben, 
Udo und Konrad Kurzpold. Lothringen ließ der König anfänglich 
vormundschaftlich verwalten, dann gab er es für kurze Zeit seinem 
wicder zu Gnaden angenommenen Bruder Heinrich, entzog es ihm aber 
dann wieder, weil er sich nicht bewährte. Da glühte in des un- 
bedachten jungen Mannes Herz der alte Groll empor und er verfiel 
auf den frevlen Gedanken, den Bruder zu ermorden. Gesinnungs- 
genossen fand er an all den sächsischen und thüringischen Edlen, denen 
die straffe Ausübung ihres Amtes an Hermann Billung und Gero 
nicht gefiel. Auch Erzbischof Friedrich von Mainz, den der König 
wegen seiner verräterischen Beziehungen zu Eberhard nach Hamburg 
verbannt hatte, und Rothad von Straßburg, der aus gleicher Ursache 
interniert worden war, gehörten zur Verschwörung, obwohl sie soeben 
vom Könige begnadigt worden waren. Am Osterfeste 941, das der 
König zu Quedlinburg feiern wollte, sollte die ruchlose That ausgeführt 
und Heinrich auf den Thron gehoben werden. Aber der Mord- 
plan ward entdeckt, die weltlichen Teilnehmer größtenteils dem Beile 
des Henkers überwiesen, die geistlichen in strenge Klosterhaft ge- 
bracht. Heinrich, der sich zunächst durch die Flucht der Strafe ent- 
zogen hatte, gelang es durch die Fürsprache der Mutter von dem 
großherzigen Bruder noch einmal Verzeihung zu erlangen. Er wurde 
zunächst auf der alten karolingischen Burg Ingelheim in Haft gehalten. 
Welche Gedanken zogen wohl hier dem königlichen Jünglinge durch 
die Seele während der Einsamkeit dieser Tage! Er war nicht schlecht, 
er war verleitet durch andere, verleitet durch die allzu hoch fliegenden 
Pläne einer allzu ehrgeizigen Seele, der Welterfahrung und Reife noch 
abgingen. Sollte ihm nicht der für jenes Zeitalter ganz besonders nahe
	        
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