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sehens gestoßen. Diese hatten die Mehrzahl ihres Kriegsvolkes schon
über den Rhein nach Andernach geschickt und waren dem Angriffe
kaum gewachsen. Eberhard verteidigte sich mit zorniger Tapferkeit,
wurde aber erschlagen: Giselbert aber, der mit mehreren Genossen in
einen Nachen gesprungen war, ohne dessen Tragfähigkeit in Betracht
zu ziehen, wurde mitten im Rhein von den Wellen verschlungen und
ertrank samt den Genossen. Zwei Herzogtümer waren so mit einem-
mal erledigt. Franken behielt der König unter seiner unmittelbaren
Verwaltung; mit den Gütern Eberhards belohnte er die Getreuen, die
ihm bei Andernach zum Siege verholfen hatten, Hermann von Schwaben,
Udo und Konrad Kurzpold. Lothringen ließ der König anfänglich
vormundschaftlich verwalten, dann gab er es für kurze Zeit seinem
wicder zu Gnaden angenommenen Bruder Heinrich, entzog es ihm aber
dann wieder, weil er sich nicht bewährte. Da glühte in des un-
bedachten jungen Mannes Herz der alte Groll empor und er verfiel
auf den frevlen Gedanken, den Bruder zu ermorden. Gesinnungs-
genossen fand er an all den sächsischen und thüringischen Edlen, denen
die straffe Ausübung ihres Amtes an Hermann Billung und Gero
nicht gefiel. Auch Erzbischof Friedrich von Mainz, den der König
wegen seiner verräterischen Beziehungen zu Eberhard nach Hamburg
verbannt hatte, und Rothad von Straßburg, der aus gleicher Ursache
interniert worden war, gehörten zur Verschwörung, obwohl sie soeben
vom Könige begnadigt worden waren. Am Osterfeste 941, das der
König zu Quedlinburg feiern wollte, sollte die ruchlose That ausgeführt
und Heinrich auf den Thron gehoben werden. Aber der Mord-
plan ward entdeckt, die weltlichen Teilnehmer größtenteils dem Beile
des Henkers überwiesen, die geistlichen in strenge Klosterhaft ge-
bracht. Heinrich, der sich zunächst durch die Flucht der Strafe ent-
zogen hatte, gelang es durch die Fürsprache der Mutter von dem
großherzigen Bruder noch einmal Verzeihung zu erlangen. Er wurde
zunächst auf der alten karolingischen Burg Ingelheim in Haft gehalten.
Welche Gedanken zogen wohl hier dem königlichen Jünglinge durch
die Seele während der Einsamkeit dieser Tage! Er war nicht schlecht,
er war verleitet durch andere, verleitet durch die allzu hoch fliegenden
Pläne einer allzu ehrgeizigen Seele, der Welterfahrung und Reife noch
abgingen. Sollte ihm nicht der für jenes Zeitalter ganz besonders nahe