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Vom AUnfall der Kurwürde
bis zur albertinisch-ernestinischen Veilung.
Fortsetzung des Hussitenkrieges.
Einen weiteren Machtzuwuchs erhielt Friedrich durch den erben-
losen Tod seines Bruders Wilhelm, mit dem Zunamen „der Reiche",
der am 30. März 1425 starb und in dem von ihm gegründeten
Georgenstift zu Altenburg begraben wurde. Diese Erbschaft kam
Friedrich gerade jetzt besonders zu gute, weil er erneut seine Kräfte
für den Hussitenkrieg in Anspruch genommen sah. Nicht ohne Grund
hatte Sigismund von den auch in zukünftigen Zeiten zu gewährenden
Diensten gesprochen, namentlich da er, durch Ungarn= und Türkenkrieg
in Anspruch genommen, sich um die böhmischen Verhältnisse gar nicht
kümmern konnte. Hatte er Friedrich ja schon am Montag nach der
heiligen drei Könige Tag 1423 durch besondere Urkunde Vollmacht
erteilt, ganz nach seinem Ermessen mit den hussitischen Ketzern zu ver-
fahren, sei es nun, daß er sich mit ihnen in gütliche Verhandlungen
einlassen oder mit allem Ernste und aller Strenge gegen sie vorgehen
wolle. Es erscheint fast komisch, wenn als Belohnung für solche Dienste
immer wieder die pfandweise überlassenen Städte Brüx und Aussig figu-
rieren; um sie drehte sich aber immer wieder der Kampf in Nordböhmen.
Aber auch nach der Lausitz zu begannen sich die Streifzüge der
Hussiten zu erstrecken, so daß sich Zittau mehrfach von ihnen bedroht
sah. Hans von Polenz, den wir schon als wackeren Verteidiger
des Karlsteins kennen gelernt haben, hatte mittlerweile für seine Ver-
dienste um die königliche Sache und für die von ihm gemachten Bar-
auslagen in der Gefamkhöhe von 7859 Schock Groschen auf einem
Reichstage zu Nürnberg am 6. September 1422 das Fürstentum der
Lausitz vom Könige verpfändet erhalten. Auf seinen vernünftigen Vor-
schlag begannen die von Ziska und anderen hussitischen Führern, wie