Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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den weisesten unter den damals lebenden Fürsten bezeichnet. Sein lang- 
jähriger Aufenthalt in der Umgebung Karls IV., seine Teilnahme an 
dessen Zügen hatten ihn zu einem weltkundigen und politisch geschulten 
Fürsten gemacht, dem es in der völligen Ausnutzung günstiger Ver- 
hältnisse auch nicht an der skrupellosen Verschlagenheit seines Lehr- 
meisters gebrach. — Seine ersten Bemühungen in dem ihm durch die 
Landesteilung zugefallenen Gebiet galten dem Landfrieden, indem er 
sowohl dem Nürnberger Landfrieden vom März 1383 beitrat, den 
König Wenzel aufrichtete, und sich darüber mit den Bischöfen Nikolaus 
von Meißen und Christian von Naumburg und einer Anzahl weltlicher 
Herren verständigte, als auch den sogenannten westfälischen Landfrieden 
im Februar 1386 anerkannte, der ihm die Bestellung eines von jedem 
anderen unabhängigen Landrichters gestattete. Die Wiederaufhebung 
dieses Landfriedens durch Wenzel im März 1387 zeigte alsbald, wie 
sehr die unruhigen Elemente im Lande jede Gelegenheit benutzten, um 
ihren Gelüsten die Zügel schießen zu lassen. Neben kleineren Herren, 
die ein unglaubliches Maß von Frechheit entwickelten, gab es auch, 
was bislang in Meißen kaum bemerkt worden war, große Herren, die 
dem Landesfürsten gegenüber, einem allgemeinen Zuge der Zeit folgend, 
ihr Selbständigkeitsbedürfnis nach besten Kräften geltend zu machen 
bemüht waren. 
Die Fehde Wilhelms mit den Schönburgs gehört hierher, und 
sie hat auch deswegen eine weitere Bedeutung, weil im Hintergrunde 
die Begehrlichkeit Böhmens lauerte und an Böhmens Macht dieser wie 
auch andere spätere Erhebungsversuche ihre Stütze fanden. Veit von 
Schönburg, der als Mitherr von Glauchau zugleich Vasall der böh- 
mischen Krone war, machte dem Markgrafen im Jahre 1388 Güter in 
der Gegend von Zwickau streitig und ließ sich gleichzeitig Übergriffe 
in das Gebiet der osterländischen Brüder zu Schulden kommen. Ge- 
meinsam mit diesen rückte Wilhelm vor die Veste Waldenburg. Der 
lbermacht gegenüber verstand sich Veit von Schönburg zu einem 
Vergleich, den er so bald als möglich im Vertrauen auf seinen mäch- 
tigeren Lehnsherrn Wenzel brach. Aber von diesem teils unbeständigen, 
teils durch innere Wirren in Anspruch genommenen Herrscher Unter- 
stützung zu erwarten, war eine verfehlte Spekulation. Wenzel ließ 
Veit von Schönburg fallen und überwies die ganze Sache dem Schieds-
	        
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