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den weisesten unter den damals lebenden Fürsten bezeichnet. Sein lang-
jähriger Aufenthalt in der Umgebung Karls IV., seine Teilnahme an
dessen Zügen hatten ihn zu einem weltkundigen und politisch geschulten
Fürsten gemacht, dem es in der völligen Ausnutzung günstiger Ver-
hältnisse auch nicht an der skrupellosen Verschlagenheit seines Lehr-
meisters gebrach. — Seine ersten Bemühungen in dem ihm durch die
Landesteilung zugefallenen Gebiet galten dem Landfrieden, indem er
sowohl dem Nürnberger Landfrieden vom März 1383 beitrat, den
König Wenzel aufrichtete, und sich darüber mit den Bischöfen Nikolaus
von Meißen und Christian von Naumburg und einer Anzahl weltlicher
Herren verständigte, als auch den sogenannten westfälischen Landfrieden
im Februar 1386 anerkannte, der ihm die Bestellung eines von jedem
anderen unabhängigen Landrichters gestattete. Die Wiederaufhebung
dieses Landfriedens durch Wenzel im März 1387 zeigte alsbald, wie
sehr die unruhigen Elemente im Lande jede Gelegenheit benutzten, um
ihren Gelüsten die Zügel schießen zu lassen. Neben kleineren Herren,
die ein unglaubliches Maß von Frechheit entwickelten, gab es auch,
was bislang in Meißen kaum bemerkt worden war, große Herren, die
dem Landesfürsten gegenüber, einem allgemeinen Zuge der Zeit folgend,
ihr Selbständigkeitsbedürfnis nach besten Kräften geltend zu machen
bemüht waren.
Die Fehde Wilhelms mit den Schönburgs gehört hierher, und
sie hat auch deswegen eine weitere Bedeutung, weil im Hintergrunde
die Begehrlichkeit Böhmens lauerte und an Böhmens Macht dieser wie
auch andere spätere Erhebungsversuche ihre Stütze fanden. Veit von
Schönburg, der als Mitherr von Glauchau zugleich Vasall der böh-
mischen Krone war, machte dem Markgrafen im Jahre 1388 Güter in
der Gegend von Zwickau streitig und ließ sich gleichzeitig Übergriffe
in das Gebiet der osterländischen Brüder zu Schulden kommen. Ge-
meinsam mit diesen rückte Wilhelm vor die Veste Waldenburg. Der
lbermacht gegenüber verstand sich Veit von Schönburg zu einem
Vergleich, den er so bald als möglich im Vertrauen auf seinen mäch-
tigeren Lehnsherrn Wenzel brach. Aber von diesem teils unbeständigen,
teils durch innere Wirren in Anspruch genommenen Herrscher Unter-
stützung zu erwarten, war eine verfehlte Spekulation. Wenzel ließ
Veit von Schönburg fallen und überwies die ganze Sache dem Schieds-