Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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die so aufgebrachte Mannschaft in Abteilungen von zehn, hundert und 
tausend gegliedert werden. Anch wollte man nun endlich der Artillerie 
ihre nötige Stellung und Ausrüstung zu teil werden lassen; die von 
den Hussiten mit solchem Erfolge gebrauchten Wagen wollte man auch 
anschaffen und vor allem auf recht strenge Kriegszucht sehen. Da 
man aber die Oberleitung auch jetzt noch nicht einem erfahrenen Feld- 
hauptmann übertragen wollte, auch nicht einmal dem Kaiser, sondern da 
die Kurfürsten den Oberbefehl gemeinsam behalten sollten, so konnte 
natürlich auch jetzt kein Erfolg erzielt werden, abgesehen davon, daß 
diese schönen Rüstungsvorschläge nur mangelhaft ausgeführt wurden und 
die zur Erhaltung dieser kriegerischen Macht notwendige Reichssteuer 
nicht einging. 
Schon aber hatten die Hussiten sich gegen die Oberlausitz gewandt, 
der ein willkommener Zuzug vom preußischen Orden infolge einer 
Ausforderung des Königs Sigismund gekommen war. Die Deutsch- 
ritter nahmen erst in Görlitz, dann in Zittau ihren Aufenthalt, wo sie 
das übrige Landesaufgebot versammelt fanden. Den Lausitzern war 
auf Grund von Hilfsversprechen seitens des brandenburger Kurfürsten 
und des würzburger Bischofs der Mut wieder etwas gewachsen; auch 
standen Hans von Colditz und Hans von Polenz mit dem Kurfürsten 
Friedrich in Grimma und dann in Dresden in Beratung. Aber doch 
wagte man nicht, die Ketzer, die unter der Anführung der beiden 
Prolkope heranrückten, im offenen Felde zu bestehen. Die Zittauer 
samt ihren Bundesgenossen zogen sich vor dem Feinde eilends zurück, 
der ihnen so nahe auf den Fersen saß, daß der Stadthauptmann Hans 
von Jenschdorf, der wohl als wackerer Mann der letzte unter den 
Fliehenden sein wollte, noch auf der Brücke in Stücke gehauen wurde. 
Weil aber Zittau zu gut verwahrt war, auch Görlitz alles aufgeboten 
hatte, um die üblen Gäste nicht ungestraft an die Mauern kommen zu 
lassen, so verwüsteten die Böhmen das Land weithin und zogen auch 
vor Lauban, das sich, um Zittau Hilfe zu senden, des besten Teiles 
seiner Mannschaft entblößt hatte. Der Ritter Hartung von Klüx auf 
Tschochau wollte der Stadt Hilfe bringen mit einem Aufgebot von 
dreihundert Bauern, fand sie aber schon umschlossen und wurde selbst 
in einem Gehölz, in das er sich zurückgezogen, von den Hussiten um- 
ringt. Nur ihm mit vier andern gelang es zu entkommen. Die
	        
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