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die so aufgebrachte Mannschaft in Abteilungen von zehn, hundert und
tausend gegliedert werden. Anch wollte man nun endlich der Artillerie
ihre nötige Stellung und Ausrüstung zu teil werden lassen; die von
den Hussiten mit solchem Erfolge gebrauchten Wagen wollte man auch
anschaffen und vor allem auf recht strenge Kriegszucht sehen. Da
man aber die Oberleitung auch jetzt noch nicht einem erfahrenen Feld-
hauptmann übertragen wollte, auch nicht einmal dem Kaiser, sondern da
die Kurfürsten den Oberbefehl gemeinsam behalten sollten, so konnte
natürlich auch jetzt kein Erfolg erzielt werden, abgesehen davon, daß
diese schönen Rüstungsvorschläge nur mangelhaft ausgeführt wurden und
die zur Erhaltung dieser kriegerischen Macht notwendige Reichssteuer
nicht einging.
Schon aber hatten die Hussiten sich gegen die Oberlausitz gewandt,
der ein willkommener Zuzug vom preußischen Orden infolge einer
Ausforderung des Königs Sigismund gekommen war. Die Deutsch-
ritter nahmen erst in Görlitz, dann in Zittau ihren Aufenthalt, wo sie
das übrige Landesaufgebot versammelt fanden. Den Lausitzern war
auf Grund von Hilfsversprechen seitens des brandenburger Kurfürsten
und des würzburger Bischofs der Mut wieder etwas gewachsen; auch
standen Hans von Colditz und Hans von Polenz mit dem Kurfürsten
Friedrich in Grimma und dann in Dresden in Beratung. Aber doch
wagte man nicht, die Ketzer, die unter der Anführung der beiden
Prolkope heranrückten, im offenen Felde zu bestehen. Die Zittauer
samt ihren Bundesgenossen zogen sich vor dem Feinde eilends zurück,
der ihnen so nahe auf den Fersen saß, daß der Stadthauptmann Hans
von Jenschdorf, der wohl als wackerer Mann der letzte unter den
Fliehenden sein wollte, noch auf der Brücke in Stücke gehauen wurde.
Weil aber Zittau zu gut verwahrt war, auch Görlitz alles aufgeboten
hatte, um die üblen Gäste nicht ungestraft an die Mauern kommen zu
lassen, so verwüsteten die Böhmen das Land weithin und zogen auch
vor Lauban, das sich, um Zittau Hilfe zu senden, des besten Teiles
seiner Mannschaft entblößt hatte. Der Ritter Hartung von Klüx auf
Tschochau wollte der Stadt Hilfe bringen mit einem Aufgebot von
dreihundert Bauern, fand sie aber schon umschlossen und wurde selbst
in einem Gehölz, in das er sich zurückgezogen, von den Hussiten um-
ringt. Nur ihm mit vier andern gelang es zu entkommen. Die