Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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Bauern wurden niedergemacht, am nächsten Tage die Stadt genommen 
und was lebend angetroffen wurde, ermordet. Dann zog der Schwarm 
auf Löwenberg, das sich hielt, dann über Bolkenhain, dessen trefflichem 
Bürger Martin von Bolkenhain wir ausführlichste Schilderungen 
dieser bewegten Zeit verdanken, und über Jauer nach Böhmen zurück, 
da sich allenthalben in der Lausitz Streitkräfte gegen sie sammelten. 
Doch hatten wenige Wochen genügt, um weite, gesegnete Strecken zu 
veröden. 
Während diese Vorgänge ungefähr bis Ausgang Mai sich abgespielt 
hatten, war das zu Frankfurt aufgebotene Reichsheer in einiger Stärke 
zusammengekommen; in drei Haufen drang es im Juni 1427 in Böh- 
men ein; die Sachsen und Meißner über Kommotau, die Brandenburger 
mit den Franken und Thüringern über Eger, der Kurfürst Jakob Sirk 
von Trier mit Rheinländern, Schwaben, Bayern u. s. w. über Tauß. 
Die Sachsen waren die ersten und belagerten Mieß im Pilsener Kreise, 
nachdem sie sich mit dem Brandenburger vereinigt hatten; auch der 
Trierer erschien endlich zur Stelle. Aber zum Entsatze von Mieß 
erschien am 21. Juli Prokop der Große und ohne ernstlichen Wider- 
stand versucht zu haben, stob das ganze Heer auseinander. Natürlich 
waren auch hier die Verluste bedeutend, und schob man auch hier 
sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Von der Disziplinlosigkeit 
der Fliehenden, deren mitgebrachte Wagen sie nur an der Flucht 
hinderten und die Wege verbauten, giebt der Umstand deutlichen Be- 
weis, daß in dem hinter Mieß liegenden tachauer Walde die Branden- 
burger über einen meißnischen Wagenzug plündernd herfielen und mit 
der Schärfe des Schwertes vom Grafen Heinrich von Schwarzburg 
abgewehrt werden mußten. 
Nur ein Vorteil erwuchs dem kurfürstlichen Hause aus dieser 
Saat der Trübsal und auch der war zunächst nur vorübergehend. Es 
ist des Falles des Burggrafen von Meißen bei Aussig gedacht worden, 
des letzten aus dem Geschlechte derer von Hartenstein; ihr Stamm- 
schloß liegt im Südwesten unseres heutigen Vaterlandes bei der noch 
heute blühenden Stadt gleichen Namens. Es ist früher der von den 
Markgrafen abhängigen Stellung der Burggrafen von Meißen in 
älterer Zeit gedacht worden; allmählich hatten sich aber die Burggrafen 
aus dem hartensteinischen Geschlechte eine selbständigere Stellung
	        
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