Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

— 696 — 
erworben und betrachteten sich als reichsunmittelbar. Friedrich der 
Streitbare legte darauf kein Gewicht und zog die Burggrafschaft samt 
einer Reihe von Besitzungen für sich ein. Kaiser Sigismund dagegen 
sah in dem Besitze und der Würde der Hartensteiner ein heimgefallenes 
Reichslehen und belehnte damit seinen Hofrichter Heinrich Reuß von 
Plauen, zugleich Friedrich zur Herausgabe der widerrechtlich besetzten 
Reichsgüter auffordernd. Friedrich kam diesem Gebote nicht nach, starb 
aber darüber hinweg. Sein Sohn verglich sich im September 1428 
mit dem Reußen, indem er diesem die Würde und die Besitztümer der 
Burggrasschaft überließ; nur der Turm auf dem Burggrafenhofe zu 
Meißen sollte im Besitz des Kurfürsten bleiben. Die Besitzung Wilben- 
sels übertrug Friedrich der Sanftmütige, des Streitbaren Sohn, an 
das von den Hartensteinern schon damit belehnte Geschlecht der von 
Pflugk, gab Frauenstein, das ebenfalls zu dem hartensteinischen Besitze 
gehört hatte, an den Reußen ab und verschrieb ihm für die Herrschaften 
Purschenstein und Sayda, die er gern behalten hätte, die aber m 
ähnlichem Rechtsverhältnis zu den Hartensteinern gestanden hatten, 
14 736 rheinische Gulden. Damit hatte sich aber Friedrich der Sanft= 
mütige noch keine Ruhe geschafft, sich zur Belehrung, daß nur wer 
im Besitze lebt, im Rechte ist; es gehörte eine nunmehr offenbar als 
Machtspruch empfundene Entscheidung des Königs Albrecht II. im 
Jahre 1439 dazu, um Heinrich den Reußen, derzeitigen Burggrafen 
von Meißen und Herrn zu Frauenstein gegen eine entsprechende Summe 
zum Verzicht auf seine burggräflichen Rechte und auf Frauenstein zu 
bringen. 
Die vielen harten und betrübenden Erfahrungen der letzten Jahre, 
verbunden auch mit allerlei Kriegsstrapazen, hatten die Lebenskraft 
Friedrichs des Streitbaren vor der Zeit untergraben. Am 4. Jamuar 
1428 starb er auf dem Schlosse zu Altenburg; spätere Überlieferung 
legt ihm eine zur Eintracht ermahnende Rede an seine vier Söhne in 
den Mund, die auf alle Fälle ihre Wirkung verfehlt hat, wie die 
spätere Geschichte Friedrichs, des sogenannten Sanftmütigen, und seines 
Bruders Wilhelm zu beweisen die traurige Aufgabe hat. Außer den 
vier gleich noch näher zu erwähnenden Söhnen hatte Friedrich der 
Streitbare von der schon genannten Katharina von Braunschweig zwei 
Töchter, Anna, die später an den Landgrafen Ludwig von Hessen ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.