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verblieb. Kurfürst Friedrich von Brandenburg brachte da gütliche
Unterhandlungen mit den Hussiten in Vorschlag; aber er wurde damit
abgewiesen, namentlich da im Mürz 1431 ein päpstlicher Legat, Juliano
Cesarini, Kardinal von St. Angelo, sich auf dem Reichstage einfand
und eine Kreuzzugsbulle mitbrachte, die noch Martin V. aufgesetzt
hatte; natürlich war darin allen, die gegen die Ketzer fechten oder
sonst mit Geld oder Gebet sich um ihre Vernichtung bemühen würden,
reicher Ablaß versprochen. So beschloß man eine neue große Rüstung
und der Kaiser bestellte am 26. Juni den Kurfürsten Friedrich von
Brandenburg zum obersten Feldhauptmann. Die Stärke des Reichs-
heeres wird verschieden berichtet; die Angaben schwanken zwischen
80 O00 und 130 000 Mann. Erst Anfang August setzte sich das Heer
in Bewegung, bei dem sich auch der Kurfürst von Sachsen und der
Landgraf von Thüringen befanden; außerdem beteiligten sich der Land-
graf von Hessen, der Kurfürst von Köln, der Pfalzgraf Johann, die
Herzöge Albrecht und Christoph von Bayern, die Fürsten von Anhalt,
die Bischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstätt, Johann und
Albrecht, die Söhne des Brandenburgers, und viele andere mehr.
Auch der Kardinal, übrigens ein persönlich tapferer Mann, der 1444
im Kampfe gegen die Türken fiel, begleitete den Zug. Von Mähren
aus sollte Herzog Albrecht von Ssterreich, des Kaisers Schwiegersohn,
in Böhmen einfallen und zwischen den beiden Heeren sollten die Ketzer
erdrückt werden. Über Eger und Hohenwart marschierte man in
Böhmen ein und begann Tachau zu belagern. Die Belagerten sandten
um Hilfe zu Prokop; schon die Nachricht von seinem Anzuge veranlaßte
das Kreuzheer, die Belagerung aufzuheben. Sie gingen südwärts ab
nach Tauß. Aber schon war das Heer völlig demoralisiert; auf die
Anordnungen des Oberanführers ward nicht mehr gehört, vergeblich
versuchte der Kölner seine Autorität geltend zu machen. Den Anfang
der Flucht machten nächtlicherweile die Bayern-Herzöge, lächerlicher-
weise ohne ihr Gepäck, das sie noch recht wohl als die ersten hätten
mit davon bringen können. Dann zog der Oberfeldherr, die Sache
doch als verloren aufgebend, mit seinen Brandenburgern und Franken
durch den Frauenburger Wald ab. Der Flucht der übrigen suchte
der wackere Kardinal durch eine ernste Ansprache zu steuern. Es
gelang ihm auch, die Völker am Fuße des Schlosses Niesenberg bei