Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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verblieb. Kurfürst Friedrich von Brandenburg brachte da gütliche 
Unterhandlungen mit den Hussiten in Vorschlag; aber er wurde damit 
abgewiesen, namentlich da im Mürz 1431 ein päpstlicher Legat, Juliano 
Cesarini, Kardinal von St. Angelo, sich auf dem Reichstage einfand 
und eine Kreuzzugsbulle mitbrachte, die noch Martin V. aufgesetzt 
hatte; natürlich war darin allen, die gegen die Ketzer fechten oder 
sonst mit Geld oder Gebet sich um ihre Vernichtung bemühen würden, 
reicher Ablaß versprochen. So beschloß man eine neue große Rüstung 
und der Kaiser bestellte am 26. Juni den Kurfürsten Friedrich von 
Brandenburg zum obersten Feldhauptmann. Die Stärke des Reichs- 
heeres wird verschieden berichtet; die Angaben schwanken zwischen 
80 O00 und 130 000 Mann. Erst Anfang August setzte sich das Heer 
in Bewegung, bei dem sich auch der Kurfürst von Sachsen und der 
Landgraf von Thüringen befanden; außerdem beteiligten sich der Land- 
graf von Hessen, der Kurfürst von Köln, der Pfalzgraf Johann, die 
Herzöge Albrecht und Christoph von Bayern, die Fürsten von Anhalt, 
die Bischöfe von Bamberg, Würzburg und Eichstätt, Johann und 
Albrecht, die Söhne des Brandenburgers, und viele andere mehr. 
Auch der Kardinal, übrigens ein persönlich tapferer Mann, der 1444 
im Kampfe gegen die Türken fiel, begleitete den Zug. Von Mähren 
aus sollte Herzog Albrecht von Ssterreich, des Kaisers Schwiegersohn, 
in Böhmen einfallen und zwischen den beiden Heeren sollten die Ketzer 
erdrückt werden. Über Eger und Hohenwart marschierte man in 
Böhmen ein und begann Tachau zu belagern. Die Belagerten sandten 
um Hilfe zu Prokop; schon die Nachricht von seinem Anzuge veranlaßte 
das Kreuzheer, die Belagerung aufzuheben. Sie gingen südwärts ab 
nach Tauß. Aber schon war das Heer völlig demoralisiert; auf die 
Anordnungen des Oberanführers ward nicht mehr gehört, vergeblich 
versuchte der Kölner seine Autorität geltend zu machen. Den Anfang 
der Flucht machten nächtlicherweile die Bayern-Herzöge, lächerlicher- 
weise ohne ihr Gepäck, das sie noch recht wohl als die ersten hätten 
mit davon bringen können. Dann zog der Oberfeldherr, die Sache 
doch als verloren aufgebend, mit seinen Brandenburgern und Franken 
durch den Frauenburger Wald ab. Der Flucht der übrigen suchte 
der wackere Kardinal durch eine ernste Ansprache zu steuern. Es 
gelang ihm auch, die Völker am Fuße des Schlosses Niesenberg bei
	        
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